Normungsarbeit hat längst eine europäische Dimension: Seit der Gründung eines neuen CEN TC 'Geothermal and water boreholes', die auf eine französische Initiative hin erfolgte, sind die führenden Verbände der Wasserwirtschaft, der Geothermie, des Brunnenbaus sowie der produktherstellenden Industrie in Deutschland dazu aufgerufen, die technischen Regeln auf europäischer Ebene zu gestalten. Der nachfolgende Beitrag skizziert die aktuellen Entwicklungen im europäischen Normungsprozess.
Die europäische Normung ist ein wesentlicher Schritt in Richtung eines vereinten Europa: Nur wenige Jahre nach Unterzeichnung der Römischen Verträge im Jahr 1957 zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) wurden 1961 das Europäische Komitee für Normung (CEN; französisch: Comité Européen de Normalisation) und 1973 das Europäische Komitee für elektrotechnische Normung (CENELEC; französisch: Comité Européen de Normalisation Électrotechnique) gegründet. CEN und CENELEC bekamen aufgrund der stetig wachsenden Bedeutung der Telekommunikationsbranche im Jahr 1988 das Europäische Institut für Telekommunikationsnormen (ETSI; englisch: European Telecommunications Standards Institute) zur Seite gestellt und bilden seitdem gemeinsam das System der europäischen Normung.
Neben der Aufgabe, europäische Standards in allen technischen Bereichen außer der Telekommunikation und der Elektrotechnik zu entwickeln, erarbeitet CEN technische Dokumente für diverse Produkte, Materialien, Dienstleistungen und Prozesse. CEN ist u. a. in den Bereichen Luft und Raumfahrt, Chemikalien, Bau, Konsumgüter, Umwelt, Nahrungsmittel und Futter, Maschinenbau, Transport und Verpackungen aktiv. In vielen Bereichen wie z. B. Energie, Verteidigung, Sicherheit und Gesundheit, arbeiten CEN und CENELEC zusammen.
Die insgesamt 33 CEN-Mitglieder setzen sich aus den nationalen Normungsorganisationen der 28 EU-Mitgliedsstaaten, der EFTA-Mitglieder Island, Norwegen und Schweiz sowie der EU-Beitrittskandidaten Türkei und Mazedonien zusammen. Darüber hinaus gibt es noch 17 affiliierte CEN-Mitglieder sowie drei Partner-Normungsorganisationen. Pro Land ist nur eine Organisation zugelassen, in Deutschland hat das Deutsche Institut für Normung (DIN) diesen Alleinvertretungsanspruch. Die CEN-Mitglieder müssen Europäische Normen (EN) unverändert in ihr nationales Normenwerk übernehmen und entgegenstehende nationale Normen zurückziehen, damit Doppelregulierungen verhindert werden. Generell existieren zwei Wege, wie das CEN die Arbeit an einem Normungsvorhaben aufnimmt: Bei der sogenannten mandatierten Normung erteilt die Europäische Kommission dem CEN einen formalen Auftrag (Mandat) zur Normierung eines bestimmten Bereichs. Die mandatierten Normungsvorhaben münden nach abgeschlossener Arbeit in einer sogenannten harmonisierten Norm (hEN); etwa 30 % der Normungsvorhaben werden auf diese Weise initiiert. Ein weiterer Weg ist der Antrag auf Normierung durch eine nationale Normungsorganisation: Dieser Antrag wird formal an das Technical Board des CEN gestellt. Dieses kontrolliert das komplette Normungsprogramm und steht über den Technical Committees (TC) und dem CEN-CENELEC Management Center (CCMC).
Copyright: | © wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH |
Quelle: | Heft 11 - 2016 (November 2016) |
Seiten: | 6 |
Preis: | € 6,00 |
Autor: | Aharon Weiß Dipl.-Ing. Volker Meyer |
Diesen Fachartikel kaufen... (nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links) | |
Artikel weiterempfehlen | |
Artikel nach Login kommentieren |
Geothermie im Spezialtiefbau: Praxis mit BIM
© wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH (7/2017)
Ab 2020 werden öffentliche Großprojekte in Deutschland nur noch mit Building Information Modeling (BIM) neu geplant, gebaut und betrieben. So sieht es der Stufenplan Digitales Planen des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur vor.
Depothermie - Geothermale Nutzung
von Deponien und Altablagerungen zur Wärmegewinnung und -speicherung
© wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH (6/2017)
Dem Ausbau der Geothermie, insbesondere der oberflächennahen Geothermie
zur Heizung und Kühlung von Wohn- und Industriegebäuden, wird zukünftig
eine steigende Bedeutung zukommen, da durch die Energiewende und den
beschlossenen Klimaschutzplan 2050 die Umstellung von einer kohlenstoffbasierten auf eine regenerative Energieerzeugung forciert werden wird.
Europäische Normung für den Brunnenbau nimmt Fahrt auf
© wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH (6/2017)
Die umfangreichen Vorbereitungen für eine gute Ausgangsposition der deutschen Expertise bei der Normung des Brunnenbaus tragen nun erste Früchte. Die strikte Trennung der Themenkomplexe 'oberflächennahe Geothermie' und 'Brunnenbau' wurde auf der konstituierenden Sitzung des CEN TC 451 'Water wells and borehole heat exchangers' durchgesetzt.
Anlagendimensionierung zur Unterschreitung
des in Hessen für EWS geforderten Mindestabstandes zur Grundstücksgrenze
© wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH (5/2017)
Die hessischen Anforderungen des Gewässerschutzes an Erdwärmesonden (EWS) vom 21. März 2014 geben einen im Regelfall einzuhaltenden Mindestabstand zwischen EWS und Grundstücksgrenze von 5 m vor. Bei Einhaltung dieses Abstandes wird für EWS-Anlagen mit einer Heizleistung bis 30 kW davon ausgegangen, dass es in der Regel zu keiner thermischen Beeinflussung außerhalb des Grundstücks kommt und somit keine Gewinnung von Erdwärme im Sinne des Bundesberggesetzes (BBergG) erfolgt.
Leistungsvergleich von Erdwärmesonden verschiedener Bauart
© wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH (5/2017)
Ein praktischer Leistungsvergleich von Erdwärmesonden verschiedener Bauart am gleichen Standort unter gleichen Beanspruchungsbedingungen ist bisher nicht bekannt.