Umweltverbände für die Konversion von Strom- und Gasnetz

Optimistisch gerechnet, werden Photovoltaik (PV) und Windkraft auch nach einem massiven Ausbau nur an 4.000 Jahresstunden genügend Strom bereitstellen können. Gleichzeitig werden sich die Jahresstunden mehren, in denen Windkraft und PV Strom im Überschuss liefern. Für die Umweltverbände ist das 'Zusammenwachsenlassen' von Strom- und Gasnetz zusammen mit einem forcierten Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung deshalb ein wesentlicher Baustein, wenn es gilt, einen mindestens Kohlenstoffdioxid-neutralen Weg ins regenerative Zeitalter einzuschlagen.

An etwa 2.000 Stunden im Jahr scheint in Deutschland die Sonne - und produziert ca. 1.000 Volllaststunden pro Jahr PV-Strom. Der Wind weht zwar bis zu 8.000 Stunden im Jahr - aber meist so schwach, dass bei den Anlagen an Land (onshore) durchschnittlich nur mit etwa 2.000 Volllaststunden gerechnet werden kann. Selbst die Windkraftanlagen in den Küstenmeeren (offshore) kommen allenfalls auf 3.500 bis 4.000 Volllaststunden. Aber das Jahr hat 8.760 Stunden. Auch wenn die Windkraft und der Solarstrom weiter ausgebaut werden, wird es zu vielen Stunden im Jahr an regenerativem Strom fehlen.
Für das andererseits produzierte Übermaß an Strom bietet sich die saisonale Speicherung in Form von Wasserstoff in der vorhandenen Erdgasinfrastruktur an, um das volatile Dargebot aus Windkraft und PV zu puffern. Alle anderen derzeit diskutierten Speichertechniken (Pumpspeicher, Druckluftkavernenspeicher, Akkus von Elektroautos usw.) haben eine um mehrere Dimensionen geringere Speicherkapazität. Zumindest ein Teil der deutschen Umweltverbände macht deshalb massiv Lobbyarbeit für die Konversion des Strom- und Gasnetzes. Am Beispiel des Freiburger Klimaschutzbündnisses wird das Engagement von Umweltverbänden für 'Strom zu Gas' beschrieben. Für das Freiburger Klimaschutzbündnis kommt es allerdings darauf an, dass 'am anderen Ende' der Erdgasleitung ein forcierter Ausbau der Kraft-Wärme- Kopplung (KWK) stattfindet. Mittels der besonders energieeffizienten KWK kann das Wasserstoff-Erdgas-Gemisch mit hohem Wirkungsgrad am Ort des Bedarfs in Strom und Wärme umgewandelt werden.



Copyright: © wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH
Quelle: Heft 07/08 - 2011 (August 2011)
Seiten: 3
Preis: € 0,00
Autor: Dipl.-Biol. Nikolaus Geiler
Dr. Jörg Lange
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren



Diese Fachartikel könnten Sie auch interessieren:

Netz- und sozialverträgliche Umstellung auf erneuerbare Energien
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (11/2023)
Durch den unermüdlichen Einsatz derjenigen, die sich für eine Energiewende einsetzen bzw. eingesetzt haben, können wir aktuell drei positive Nachrichten in den Vordergrund meines Vortrags stellen. Wenn wir die vorhandene Technik in der richtigen Form kombinieren, sind wir nun in der Lage, eine kostensenkende und sozialverträgliche Energiewende umzusetzen.

Planungs- und umweltrechtliche Probleme des Kohleausstiegs in Griechenland
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (3/2023)
Die Elektrizitätsversorgung Griechenlands wurde- vor allem in den ländlichen Gebieten - unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg mit der Gründung des 'Öffentlichen Elektrizitätsunternehmens' (Δ.Ε.Η., Δημόσια ΕπιχείÏηση ΗλεκτÏισμοÏ, hier Public Power Corporation, PPC) per Gesetz im Jahre 1950 energisch vorgetrieben. Was die Produktion von Elektrizität anbetrifft, erhöhte sich im Laufe der Zeit die Bedeutung des Braunkohleabbaus in zwei Regionen, Westmazedonien (um die Städte Kozani, Florina und Ptolemaida) und Arkadien (Megalopolis), wo das erwähnte öffentliche Unternehmen vom griechischen Staat weite Konzessionen unentgeltlich erhielt. Vor allem in den 70er- und 80er-Jahren wurde in diesen beiden, zuvor landwirtschaftlich geprägten, Regionen eine Vielzahl von Kohlebergwerken und Kohlekraftwerken in Betrieb genommen; damit haben sich die örtliche Wirtschaft und Beschäftigung hin zum Kohlebergbau orientiert.

Der 'Doppelwumms' für die Windenergienutzung im Lichte von Akzeptanz, Beschleunigung und 'legislativer Effizienz'
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (3/2023)
Die Lage ist prekär. Krisen sind zum Dauerzustand geworden, Zeit für Resilienz wird immer knapper. Auf die einschneidende Coronakrise folgt die Energiekrise, verursacht durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, und über allem schwebt seit Jahr(zehnt)en die Klimakrise.

Power-to-X und Wasserstoff: Perspektiven, Governance und das neue EU-Energierecht
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (5/2022)
Die Einhaltung des völkerrechtsverbindlichen Klimaschutzziels aus Art. 2 Abs. 1 Paris-Abkommen (PA) - Beschränkung der globalen Erwärmung auf deutlich unter zwei und möglichst 1,5 Grad Celsius - impliziert global in sämtlichen SektorenNullemissionen (respektive eineKompensation verbleibender Emissionen) in maximal zwei Dekaden, eher sogar deutlich weniger, will man das Ziel halbwegs sicher erreichen.

Die Offshore-Windenergie als Retterin der Energiewende?
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (2/2022)
Überblick zum Stand der Entwicklung des deutschen Regelungsrahmens für die Offshore-Windenergie

Login

Literaturtip:
 
zu www.energiefachbuchhandel.de