Neue Verfahren zur Nutzung von Abwasser und Klärschlamm als Energieträger

Bedingt durch die Anstrengungen, die Ablaufqualität von Kläranlagen ständig zu verbessern, wird auf unseren Klärwerken ein immer größerer Mitteleinsatz, verbunden mit höheren Energieverbräuchen, nötig. Derzeit finden als Emissionen von Kläranlagen nahezu ausschließlich die nach Reinigung im Abwasser verbleibenden Restverschmutzungen sowie Geruchsemissionen Berücksichtigung.

  Zwangsweise ist jedoch unser Tun - auch direkt und indirekt - verbunden mit Emissionen, die die Atmosphäre belasten. So entsteht z. B. bei der aeroben Abwasserreinigung CO2 und bei der anaeroben Behandlung von organischen Reststoffen CO2 und CH4, wobei letztere spätestens nach der thermischen Nutzung ebenfalls als CO2 unsere Atmosphäre belastet. In welcher Form auch immer wird beim Zerfall resp. der Zersetzung organischen Materials CO2 frei, sodass dieser Vorgang unvermeidbar ist. Darüber hinaus benötigen wir auf unseren Anlagen immense Mengen Energie zum Betrieb, zur Errichtung der Anlagen, zu Transportzwecken sowie für Hilfsmittel (z. B. Kalk), die ggf. nicht unmittelbar am Standort des Klärwerkes, sondern an anderer Stelle und zu anderer Zeit deutliche Emissionen verursachen. Daher muss die Frage erlaubt sein und in naher Zukunft Beantwortung finden, ob die von uns gesetzten und zum großen Teil auch schon erreichten Reinigungsziele in Bezug auf das Abwasser sachgerecht sind oder ob unter Umständen weniger scharfe Anforderungen, z. B. im Hinblick auf N- oder P-Elimination, gesamtökologisch von Vorteil wären, da hieraus geringere Belastungen für die Atmosphäre entstünden. Ein anderer Weg ist es natürlich, neue Verfahren zu suchen, mit deren Hilfe gleich gute Reinigungsergebnisse mit geringerem Aufwand, d. h. geringerem Mitteleinsatz sowie geringerem Energieverbrauch möglich sind.
Nicht zuletzt vor dem vorgenannten Hintergrund sowie den Kostenaspekten ist es verständlich, dass in den letzten Jahren vermehrt Energieüberlegungen im Hinblick auf unsere Klärwerke angestellt werden. Dies führt soweit, die im Abwasser und Schlamm enthaltene Kohlenstoffbelastung im Hinblick auf eine Nutzung als Energieträger zu betrachten.



Copyright: © HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fakultät Ressourcenmanagement
Quelle: 65. Informationsgespräch (Dezember 2004)
Seiten: 9
Preis: € 0,00
Autor: Prof. Dr.-Ing. Norbert Dichtl
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Erfahrungen bei der Beratung von Vergärungs- und Kompostierungsanlagen
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2024)
Die Verwendung von Biogut- und Grüngutkompost ist eine Möglichkeit, Nährstoffdefizite im Ökolandbau zu vermeiden sowie die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und sogar zu steigern.

Grundstrukturen und Gütekriterien eines Klimawandelfolgenrechts
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (2/2024)
Der Klimawandel geschieht. Und ganz unabhängig davon, wie stark wir ihn bremsen werden, spüren wir schon heute seine unabwendbaren Folgen und werden in Zukunft noch stärker mit ihnen zu kämpfen haben.

CDR-Technologien auf dem Weg in die Klimaneutralität
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (2/2024)
Der Klimawandel nimmt besorgniserregende Ausmaße an. Zugleich wird klimaneutralität versprochen. Im Paris-Abkommen nur vage in Aussicht gestellt, soll ausweislich Art. 2 des europäischen Klimagesetzes für die Union im Jahr 2050 und nach § 3 Abs. 2 KSG für Deutschland bereits 2045 bilanziell Klimaneutralität erreicht sein.