Forderungen an die Qualität von Einsatzmaterial für die Vergasung im SVZ Schwarze Pumpe

In Europa werden von den jährlich anfallenden rund 150 Mio. Tonnen Siedlungsabfällen immer noch etwa zwei Drittel deponiert, etwa 45 Mio. t/a werden thermisch behandelt (European Environment Agency, Topic Report No 3/2000, April 2000 und Report of European Commission, DG XI, 12/96), wovon wiederum ein Drittel als nicht ganz unproblematische Abfälle, nämlich Schlacke und Sonderabfälle, größtenteils ebenfalls deponiert wird.

Von der Abfallzusammensetzung her zeigt sich aber, dass der weitaus größte Teil der Siedlungsabfälle aus nachwachsenden Energieträgern - z.B. Holz und Papier - sowie Produkten aus fossilen Rohstoffen - insbesondere Kunststoffe - besteht.
Die möglichst weitgehende Reduzierung von Anzahl und Quantität der Stoffe, die in die natürlichen Kreisläufe zurück gelangen, das ist der Ansatz, den das SVZ Schwarze Pumpe mit seiner Technologie der Verwertung von Abfällen und der Herstellung von Rohstoffen mit Neuwarequalität verfolgt.
Die ursprünglich für die Vergasung von Stein- und Braunkohlen entwickelte klassische Festbettdruckvergasung (FDV) wurde nach 1991 zur kombinierten Vergasung von Gemischen aus hochkalorischen Abfällen und Kohle weiterentwikkelt. Es werden derzeit sieben Reaktoren mit einem Vergasungsstoffdurchsatz von 11 bis 12 t/h je Reaktor betrieben.
Seit 1992, dem Beginn der Umprofilierung des einstigen Druckgaswerkes zum modernen Recyclingpark, wurde eine stetige Steigerung der eingesetzten Abfallmenge erreicht. Im Juli 2001 wurde die millionste Tonne fester Abfall vergast.
Die qualitativen und quantitativen Fortschritte bei der Verwertung hochkalorischer Abfälle gingen in den vergangenen Jahren stets mit der Ertüchtigung der vorhandenen Anlagentechnik und dem Aufbau von Neuanlagen einher.
Nach Abschluss der Inbetriebnahme der weltweit ersten Schlackebadvergasungsanlage für Abfälle (British Gas/LURGI-Verfahren, BGL-Vergasung) wurde im Januar 2002 der Leistungstest für den neuen Vergaser erfolgreich durchgeführt. Dabei wurden sowohl der vorgesehene Durchsatz von 30 t/h als auch die geplante Zumischrate von 75 % Abfallstoffe nachgewiesen und die Anlage vom SVZ übernommen. Nachfolgend soll im Jahr 2002 der Dauerbetrieb und die vollständige Integration des neuen Vergasertyps in den Gesamtverbund des SVZ erfolgen.
Die Abfälle werden in verschiedenen vorgeschalteten Anlagen so aufbereitet, dass sie den spezifischen Anforderungen der Vergasungsanlagen genügen, wobei insbesondere die Einstellung der Parameter für die thermische und mechanische Festigkeit von Bedeutung ist.
Die aufbereiteten festen Abfälle werden in den Festbettdruckvergasern und dem neu errichteten BGL-Vergaser vergast. Bei Temperaturen von über 1.300 °C wird mit Dampf und reinem Sauerstoff ein Synthesegas erzeugt. Die Vergasungsrückstände und enthaltene Schadstoffe werden sicher in eine Schlackematrix eingebunden.
Flüssige und pastöse Abfälle werden im SVZ in einem Flugstrom-Reaktor vergast. Neben dem Einsatz wasserfreier Abfallöle aus der Vergasung fester Stoffe werden hoch feststoffbelastete wasserhaltige Slurryprodukte anteilig bis 9 t/h eingesetzt.
Zweck der Abfallvergasung im SVZ ist die Erzeugung von Rohsynthesegasen, die nach Mischung der Rohsynthesegase, Konvertierung und Reinigung des Gasgemisches in einer katalytischen Niederdruck-Methanol-Syntheseanlage eingesetzt werden. Das bei der Synthese anfallende Purgegas bildet den Einsatzstoff für das SVZ-eigene GuD-Kraftwerk. Durch diesen Gas- und Dampfturbinen-Block wird der Strom- und Wärmebedarf des SVZ gedeckt.
Die Verkaufsprodukte des SVZ sind Methanol, elektrische Energie und ein Teilstrom des Synthesegases.



Copyright: © TK Verlag - Fachverlag für Kreislaufwirtschaft
Quelle: Ersatzbrennstoffe 2 (2002) (Juni 2002)
Seiten: 12
Preis: € 0,00
Autor: Dipl.-Ing. Thomas Obermeier
Hartmut Findeisen
Dipl.-Ing. Jens Markowski
 
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