Transport und Zwischenlagerung von Ersatzbrennstoff

Unter dem Begriff Logistik werden alle Material- und Informationsprozesse zusammengefasst, die der Raumüberwindung und der Zeitüberbrückung sowie deren Steuerung und Regelung dienen. Die Logistik umfasst alle inner- und zwischenbetrieblichen Transport-, Lager- und Umschlagvorgänge.

 

Zur innerbetrieblichen Logistik gehören die Lagerungs- und Transportvorgänge in den Abfallbehandlungs-, Abfallverwertungs- und -beseitigungsanlagen –, also die Bunker sowie alle vertikalen, horizontalen und geneigten Fördereinrichtungen, wie Krananlagen, Förderbänder, Vibrationsrinnen, Schnecken und Rohrleitungen sowie Erfassungs- und Registriereinrichtungen. Die Fördereinrichtungen verbinden die Anlagenkomponenten und Maschinen.

Entsorgungsanlagen werden nach dem Verfahrensablauf in Eingangs-, Lagerund Behandlungsbereiche unterteilt.

Zum Annahme- und Eingangsbereich gehören

• Eingangskontrolle mit Waage und Registrierung,

• Stauraum für die Fahrzeuge.

Der Lagerbereich umfasst

• Bunker für die Abfälle zur Verwertung und Beseitigung,

• Silos für die Betriebsmittel wie Reagenzien und Feuerlöschmittel,

• Ersatzteillager,

• Lager für die Produkte aus der Verwertung sowie für die Rückstände aus der Abgas- und Abwasserreinigung.

Der Behandlungsbereich besteht in Abhängigkeit vom Verfahren aus

• Anlagen zur mechanischen oder physikalisch-chemischen Aufbereitung der Abfälle,

• Anlagen zur biologischen oder thermischen Abfallbehandlung,

• Anlagen zur Abgas- und Abwasserreinigung,

• Anlagen zur Produktkonfektionierung.

Zur zwischenbetrieblichen Logistik gehören in der Abfallwirtschaft alle Lagerund Transportvorgänge des Abfalls vom Haushalt oder von Gewerbe- und Industriebetrieben sowie der Betriebsmittel zu den Abfallbehandlungsanlagen sowie von den Abfallbehandlungsanlagen zum endgültigen Verbleib der Produkte und Abfälle aus den Abfallbehandlungsanlagen.

Bei der zwischenbetrieblichen Logistik sind zu unterscheiden:

• die Bereitstellung der Abfälle, • die Sammlung der Abfälle und deren Transport zu den Behandlungsanlagen,

• ggf. bei großflächigen Entsorgungsgebieten die Zwischenschaltung von Umschlagstationen, zu denen die Abfälle in Sammelfahrzeugen gebracht und in denen die Abfälle lose oder gepresst in größere Transporteinheiten umgeladen werden,

• ggf. die Einrichtung und der Betrieb von Zwischenlagern für die Abfälle für den Fall, dass eine oder mehrere Abfallbehandlungsanlagen wegen planmäßiger (Revisionen) und ungeplanter (Störungen) Betriebsunterbrechungen ausfallen,

• ggf. der Transport von unbehandelten Abfällen bei Unterbrechungen des eigenen Betriebs zu Abfallbehandlungsanlagen außerhalb des Entsorgungsgebiets, mit denen für diesen Fall Vereinbarungen zur Abfallübernahme bestehen,

• die Transporte der Produkte aus Abfallbehandlungsanlagen zu den Orten der Verwertung oder Beseitigung, also bei mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlagen die Transporte von

* Abfällen zur Verwertung – Ersatzbrennstoffe und Schrott – zum Ort der Verwertung,

* Abfällen zur Beseitigung – Schwerfraktion und Inertstoffe – zum Ort der Beseitigung, in den meisten Fällen zur Deponie.

Der Transportaufwand im Zusammenhang mit mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsverfahren ist als Übersicht in Bild 1 dargestellt. Die Ausgestaltung der Logistik kann im Einzelfall komplexer sein.

Für die Gestaltung der Logistik ist die gesamte logistische Kette mit ihren vielfältigen Verzweigungen von der Beschaffung der Rohstoffe – im Fall der Abfallentsorgung mit dem Schwerpunkt der Einsammlung der Abfälle – bis zur Auslieferung der Produkte an die Abnehmer, Verwerter und Beseitiger zu betrachten. Hauptaufgaben der Logistik sind die ganzheitliche Organisation und Steuerung des Material- und Informationsflusses unter Beachtung von Kosten, Mengen, Qualitäten und Terminen.

Wesentliche Parameter für die Planung der Logistik sind die Eigenschaften der Materialien, wie Schüttgewicht, mechanische Stabilität, chemische und biologische Eigenschaften wie Zündfähigkeit, hygroskopische Eigenschaften, Neigung zu Rotte- und Gärvorgängen.

Die Organisatoren und Planer der ganzheitlichen Logistik sind für die optimale Versorgung der Abfallbehandlungs-, Verwertungs- und Beseitigungsbetriebe verantwortlich.

Zur Logistik gehören wichtige Entscheidungen über die inner- und zwischenbetrieblichen Transportsysteme und die Lagerwirtschaft sowie die den Materialfluss steuernden Informationssysteme, insbesondere wenn Just-in-time- Lieferungen, z.B. von Ersatzbrennstoffen an die Verwerter gefordert werden.

Abfallwirtschaftsbetriebe – insbesondere die Betreiber von mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlagen, in denen Ersatzbrennstoff aus Abfall produziert wird – sehen sich im Unterschied zu den üblichen Produktionsbetrieben mit der Problematik konfrontiert, dass der Rohstoff Abfall unabhängig von der Absatzsituation für das Produkt Ersatzbrennstoff anfällt und verarbeitet werden muss.

Für die Betreiber mechanisch-biologischer Abfallbehandlungsbetriebe kommt erschwerend hinzu, dass ein Markt für die Verwertung von Ersatzbrennstoff aus Hausmüll bislang nur in Ansätzen erkennbar ist. Die derzeit in der Praxis vorhandene Kapazität von energetischen Verwertungsanlagen für Ersatzbrennstoff aus Hausmüll liegt deutlich unter der Ersatzbrennstoffmenge, die schon heute produziert wird. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass nach veröffentlichten Zusammenstellungen die Kapazitäten von Anlagen, die über Genehmigungen zur Verwertung von großen Ersatzbrennstoffmengen verfügen, wesentlich größer als die tatsächlich verbrannte Ersatzbrennstoffmenge sowie. Zudem wählen die Betreiber der Verwertungsanlagen den für sie günstigsten Ersatzbrennstoff aus, d.h. Ersatzbrennstoffe mit hoher Qualität und mit den höchsten erzielbaren Zuzahlungen.

 Die Konkurrenzsituation zwischen den verschiedenen Ersatzbrennstoffen wird sich spätestens ab dem 1. Juni 2005 verschärfen, weil dann nur der Abfallablagerungsverordnung entsprechende Abfälle abgelagert werden dürfen. Insbesondere Klärschlämme, Shredderleichtfraktionen und sonstige kohlenstoffhaltige Abfälle werden in die Mitverbrennungsanlagen drängen

 



Copyright: © TK Verlag - Fachverlag für Kreislaufwirtschaft
Quelle: Ersatzbrennstoffe 3 (2003) (Dezember 2003)
Seiten: 66
Preis: € 0,00
Autor: Dipl.-Ing. Ernst Thomé
Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h. c. Karl J. Thomé-Kozmiensky
 
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