Ist die stoffliche Abfallverwertung passé?

Ist die stoffliche Abfallverwertung passé? Hätte man diese Frage vor 10 Jahren gestellt wäre die Antwort sehr eindeutig gewesen. Die Entwicklung von Trennverfahren für gemischte Abfälle, besonders auch zur Herstellung von Sekundärbrennstoffen und die Fokussierung auf Substitution fossiler Energieträger durch regenerative Energie aus Abfällen und Subventionierung der Energieerzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen bis hin zur Etablierung zusätzlicher EBS-Kraftwerke, haben die Rahmenbedingungen für die stoffliche Abfallverwertung verändert. Aber man könnte auch fragen ist die deutsche Wirtschaft plötzlich in der Lage ohne Sekundärrohstoffe auszukommen und welche Alternativen stehen uns denn heute zur Verfügung und induzieren nicht gerade die in den letzten Jahren stark angestiegenen Rohstoffpreise (z.B. für Papier) die stoffliche Verwertung?

Beim Blick zurück wird deutlich, dass die Entwicklung der deutschen Abfallwirtschaft von der geordneten Deponie (LAGA M10) über die Kreislaufwirtschaft hin zum Ziel 2020, bis heute zu großen Anteilen von der stofflichen Abfallverwertung geprägt worden ist. In den 70ern wurde die getrennte Sammlung von Glas und Papier eingeführt. In den 80ern gefolgt von Projekten zur separaten Bioabfallerfassung und Kompostierung. Bei der Diskussion um den Bau von Müllverbrennungsanlagen wurden, vor allem auch in der Öffentlichkeit, Vermeidungs- und Verwertungskonzepte als Alternativen betrachtet, um dem Müllnotstand Herr zu werden. In diesem Zeitraum wurde die getrennte Sammlung und Verwertung in der Öffentlichkeit als Maßnahme zum Umweltschutz fest verankert. Deutschland wurde zum Weltmeister in Sachen Recycling. In den 90ern wurden durch gesetzliche Vorgaben die Weichen für eine Kreislaufwirtschaft gestellt und weitere Abfallstoffe aus der Beseitigung in die Verwertung umgelenkt. Heute steht die stoffliche Verwertung für Ressourcen- und Klimaschutz. Dies auch gerade deshalb, weil die Aufbereitungs- und Verwertungstechnik weiterentwickelt und Qualitätssicherungssysteme etabliert wurden, um möglichst hochwertige Sekundärrohstoffe herzustellen. Hier sei nur das Qualitätssicherungssystem der Bundesgütegemeinschaft Kompost genannt. Qualitativ hochwertige Sekundärrohstoffe sind mittlerweile ein international gefragtes Handelsgut zumal die Weltmarktpreise für importierte Rohstoffe im Euro-Raum zwischen den Jahren 2000 und 2005 um 81 Prozent gestiegen sind.



Copyright: © Verlag Abfall aktuell
Quelle: Band 31 - Deponietechnik 2008 (Februar 2008)
Seiten: 13
Preis: € 5,20
Autor: o. Prof. Dr.-Ing. Martin Kranert
Detlef Clauß
 
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