Müllverbrennung im Spannungsfeld von Energienutzung und Ökonomie

Wir befinden uns in einer Epoche, in der mindestens im zentraleuropäischen Umfeld Müllverbrennung als Mittel der Wahl für die Entsorgung sonst nicht anderweitig verwertbarer Abfälle weitgehend akzeptiert ist. Dazu haben die Zuverlässigkeit des Verfahrens und die strengen Umweltauflagen wesentlich beigetragen. Heute stehen die möglichen Gefahren eines sich weltweit ändernden Klimas im Vordergrund der Diskussionen.

Obwohl es dazu eigentlich am naheliegendsten und nachhaltigsten wäre, die anthropogen bedingten Ursachen des Klimawechsels durch Einschränkung des Konsums zu begrenzen, liegt das Schwergewicht der Bemühungen zur Zeit darauf, die gewünschte Nutzenergie umweltgerechter bereitzustellen. Dies kann durch die Förderung von Technologien erfolgen, die weniger CO2 erzeugen. Müllverbrennung ist in diesem Sinne eine hervorragende Möglichkeit zur Erzeugung von Strom, Fernwärme und Prozessdampf. In Deutschland führt diese Form der Energieerzeugung durch die Substitution von fossil erzeugter Energie nach Angaben der ITAD zu rund 4 Mio. Tonnen CO2 Emissionseinsparung pro Jahr.

Dennoch muss man sich davor hüten, Diskussionen um „richtige" Verfahrensweisen ausschließlich am Weltklima auszurichten. Wir leben in einer realen Welt, die davon geprägt ist, dass häufig andere Aspekte im Erleben der Menschen überwiegen. An dieser Stelle seien zwei Beispiele genannt: Standortwahl und Kosten der Müllverbrennung. Bei der Wahl eines Standortes für eine Müllverbrennungsanlage ist eine Reihe von Aspekten zu berücksichtigen. Ideal wären kurze und günstige Anfahrtswege für die anliefernden Müllfahrzeuge einerseits und ein möglicher Anschluss an ein Fernwärmeverteilungsnetz andererseits. Ein Standort in unmittelbarer Nähe eines Ballungszentrums ist daher sowohl hinsichtlich der Energieeffizienz als auch hinsichtlich der Kosten von großem Nutzen. Die betroffenen Anwohner sehen das in der Regel anders. Nicht wenige fühlen sich in ihrer Lebensqualität subjektiv massiv beeinträchtigt. Die mühsamen Versuche, durch Darstellung von objektiven Fakten den Menschen die Angst zu nehmen, sind meist nicht erfolgreich. Akzeptanz in Politik und Öffentlichkeit ist aber auf Dauer für eine Technologie unverzichtbar.



Copyright: © Veranstaltergemeinschaft Bilitewski-Faulstich-Urban
Quelle: 12. Fachtagung thermische Abfallbehandlung (März 2007)
Seiten: 12
Preis: € 0,00
Autor: Dr.-Ing. Martin Mineur
 
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