Ersatzbrennstoffe und Chlor - ein noch immer ungelöstes Problem

Die Behandlung bzw. energetische Nutzung von Siedlungsabfall und EBS in Feuerungen stellt aufgrund der Heterogenität und der Schadstoffbelastung sehr hohe Anforderungen an den Anlagenbetrieb und die Prozessführung. Zur Vermeidung von betriebstechnischen Problemen während des Verbrennungsprozesses ist eine umfassende Brennstoffcharakterisierung daher umso wichtiger.

Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der Etablierung eines Ersatzbrennstoffmarktes und der Entwicklung von Brennstoffgütekriterien. Eine wichtige Voraussetzung ist dabei die Anwendung einheitlicher Normen und Methoden zur Charakterisierung. Für Abfälle und EBS bestehen diese bislang nur in begrenztem Maße.

Ein Vergleich unterschiedlicher Analysedaten gestaltet sich daher häufig schwierig. Da sich die aus der Kohleforschung seit langen bekannten Vorschriften nicht ohne weiteres übertragen lassen, ist eine Anpassung und Optimierung der bestehen Methoden unumgänglich. Dies betrifft sowohl die Vorschriften zur Ermittlung der chemischen Zusammensetzung, als auch Methoden zur Bestimmung von kalorischen und reaktionstechnischen Eigenschaften. Aufgrund der Besonderheiten des Brennstoffs Abfall sollten die Gütekriterien um zusätzliche Parameter, wie beispielsweise Angaben zum Korrosionspotenzial, ergänzt werden. Ein entscheidender Parameter bei der Beurteilung der Brennstoffgüte stellt der Chlorgehalt dar. Umfangreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Chlorbelastung von Abfällen und daraus hergestellten EBS im Vergleich zu konventionellen Brennstoffen deutlich höher liegen [Born et al. 1996], [Kost 2001], [Bachhiesl et al. 2001]. Dies kann bei einem Einsatz in thermischen Prozessen zu vielfältigen Problemen führen. Zu nennen sind beispielsweise Schadgasemissionen, erhöhte Schwermetallflüchtigkeit und nicht zuletzt Korrosionsprobleme. Für eine sichere Betriebsführung sind daher Kenntnisse zu Chlorquellen und zum Chlorverhalten der eingesetzten Brennstoffe unumgänglich.



Copyright: © Veranstaltergemeinschaft Bilitewski-Faulstich-Urban
Quelle: 12. Fachtagung thermische Abfallbehandlung (März 2007)
Seiten: 16
Preis: € 0,00
Autor: Dr.-Ing. Matthias Schirmer
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Die Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen 'Moorschonende Stauhaltung' und 'Anbau von Paludikulturen' in Mecklenburg-Vorpommern
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2025)
Die Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen 'Moorschonende Stauhaltung' und 'Anbau von Paludikulturen' in Mecklenburg-Vorpommern Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern strebt bis 2040 Klimaneutralität an. Die Entwässerung der Moore verursacht knapp 30 % der landesweiten Treibhausgasemissionen - hier ist dringender Handlungsbedarf. Seit 2023 fördern AUKM-Programme die Anhebung von Wasserständen in landwirtschaftlich genutzten Mooren. Es zeigen sich viele Fortschritte, die aber weiterhin auf Genehmigungs-, Finanzierungs- und Koordinationshürden stoßen.

Paludikultur als Chance für Landwirtschaft, Bioökonomie und Klima
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2025)
Wirtschaftliche Perspektiven sind notwendig, um die Landwirtschaft für die Umstellung von entwässerter Moorboden-Bewirtschaftung auf nasse Moornutzung zu gewinnen. Paludikultur-Rohstoffe bieten großes Potenzial für Klima und Bioökonomie. Erste marktfähige Anwendungen zeigen, dass sich etwas bewegt.

Die Revitalisierung von Mooren erfordert ein angepasstes Nährstoffmanagement
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2025)
Globale Herausforderungen wie der fortschreitende Verlust der biologischen Vielfalt, die Eutrophierung von Gewässern und die zunehmenden Treibhausgasemissionen erfordern die Wiederherstellung der natürlichen Funktionen von Mooren. Bis jedoch langjährig entwässerte und intensiv genutzte Moore wieder einen naturnahen Zustand erreichen und ihre landschaftsökologischen Funktionen vollständig erfüllen, können Jahrzehnte vergehen. Ein wesentlicher Grund dafür sind die hohen Nährstoffüberschüsse im vererdeten Oberboden.