Nachhaltige Abfallwirtschaft ist Klimaschutz

Jeder kennt die Bilder von mehr oder weniger großen Mülldeponien mit Hausmüll und anderen vor sich hin rottenden Abfällen, die von Vögeln umkreist werden und mit ihren schadstoffbelasteten Sickerwässern den Boden und das Grundwasser schädigen. In Brand geraten, setzen sie weithin sichtbare dunkle, schädliche Rauchgase frei, und die Brände sind nur schwer zu ersticken. Ein weit größeres, nicht sofort sichtbares, Problem ist aber insbesondere das Deponiegas, das bei der biologischen Zersetzung abbaubarer biologischer Abfälle entsteht.

Mit seinem Hauptbestandteil Methan – einem Klimakiller mit dem 21-fachen Wirkungspotenzial von CO2 – schädigt es nachhaltig die Umwelt, unser Klima. Der Hauptbeitrag der Abfallwirtschaft für den Klimaschutz liegt deshalb zweifellos in der Verringerung bzw. der weitestgehenden Vermeidung von Methanemissionen aus Deponien. Hierzu ist die gezielte Deponiegasfassung und –verwertung ein erster Schritt, der in Deutschland seit Anfang der 90er Jahre verstärkt ausgebaut wurde. Da hierbei aber immer noch erhebliche Methanmengen diffus entweichen, ist letztlich nur die Verringerung der Ablagerung der biologisch abbaubaren Abfälle bis hin zur vollständigen Beendigung der Ablagerung organischer Abfälle – wie sie in Deutschland seit dem 01.06.2005 praktiziert wird – eine konsequente Vorgehensweise zur Vermeidung von Methanemissionen aus Deponien. Neben diesen Maßnahmen sind deutliche CO2-Minderungs-effekte aus der stofflichen und energetischen Verwertung von Siedlungsabfällen erreichbar. Hierzu zählen die stoffliche Verwertung von Papier und Pappe, Glas, Eisen- und Nichteisenmetallen sowie Kunststoffen. Dadurch werden Primärrohstoffe und mit deren Gewinnung und Nutzung verbundene CO2-Emissionen eingespart. Durch die energetische Nutzung der heizwertreichen Abfallbestandteile in industriellen Mitverbrennungsanlagen und speziellen energetisch hocheffizienten Verbrennungsanlagen sowie durch die zum Teil klimaneutrale energetische Nutzung des Restmülls in Müllverbrennungsanlagen können darüber hinaus primäre fossile Energieträger und damit fossiles CO2 eingespart werden. Auch auf europäischer Ebene ist durch die konsequente Umsetzung der EGDeponierichtlinie bis hin zur Beendigung der Ablagerung unbehandelter Abfälle sowie durch Ausbau der Verwertungsmaßnahmen im Rahmen der Recyclingstrategie ein enormes CO2-Minderungspotenzial erschließbar.



Copyright: © HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fakultät Ressourcenmanagement
Quelle: 67. Informationsgespräch (September 2006)
Seiten: 8
Preis: € 0,00
Autor: Dr. C.-André Radde
 
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