Verkehrsaufteilung in Flughafensystemen: Ein Beispiel für die Europäisierung des Verwaltungsrechts

Zu den auch im Luftverkehrsrecht maßgeblichen Schranken der planerischen Gestaltungsfreiheit gehört das Abwägungsgebot. Eine rechtmäßige Planungsentscheidung setzt demnach voraus, dass überhaupt eine sachgerechte Abwägung stattfindet, dass in diesem Zusammenhang die nach Lage der Dinge zu berücksichtigenden öffentlichen und privaten Belange ermittelt und in die Abwägung eingestellt werden, dass die Bedeutung der betroffenen öffentlichen und privaten Belange nicht verkannt wird, und dass der Ausgleich zwischen den berührten öffentlichen und privaten Belangen in einer Weise vorgenommen wird, die zur objektiven Gewichtigkeit der Belange nicht außer Verhältnis steht.

Ein Abwägungsfehler liegt insbesondere vor, wenn die Behörde Planungsalternativen übersieht oder nicht ausreichend in die Abwägung einbezieht, obwohl die Alternativen sich nach Lage der Dinge anbieten. Im Folgenden wird als Beitrag zur Diskussion um die Europäisierung des Verwaltungs- bzw. Umweltrechts aufgezeigt, dass gemeinschaftsrechtlich zulässige Verkehrsaufteilungsmaßnahmen eine Planungsalternative sein können, sofern der neu zu errichtende oder auszubauende Flughafen, welcher Gegenstand des Planfeststellungsverfahrens ist, zu einem Flughafensystem gehört oder in ein Flughafensystem einbezogen werden kann. Dazu wird zunächst das Gemeinschaftsgrundrecht auf Achtung des Privat- und Familienlebens in seinem Ertrag für die Lösung von Umweltproblemen an Flughäfen gewürdigt. Sodann wird begründet, weshalb die Verordnung 2408/92/EWG in Verbindung mit der unmittelbar wirkenden Betriebsbeschränkungsrichtlinie 2002/30/EG sowie mit Vorschriften des Luftverkehrsgesetzes eine Rechtsgrundlage dafür enthält, Verkehrsaufteilungen im Rahmen eines Flughafensystems vorzusehen. Diese Maßnahmen erweitern ggf. das Spektrum der zu berücksichtigenden Planungsalternativen.



Copyright: © Lexxion Verlagsgesellschaft mbH
Quelle: EurUP 02/2005 (April 2005)
Seiten: 13
Preis: € 32,00
Autor: PD Dr. Christian Heitsch
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Verfassungsrechtliche Erfordernisse der Biodiversitätssicherung nach der Klimaschutzentscheidung des BVerfG
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2024)
Angesichts von drei miteinander verflochtenen tiefgreifenden Umweltkrisen - der Klimakrise, der Biodiversitätskrise und der weiterhin bestehenden Krise der Umweltverschmutzung - wird nach wirksamen politischen Ansätzen gesucht, den Problemen zu begegnen. In globaler Perspektive am ambitioniertesten - weil allumfassend - ist bislang die Transformationsstrategie des 'EuropeanGreenDeal' der EU-Kommission,1 die allerdings selbst in Schwierigkeiten geraten ist, sichtbar etwa in Kompromissen bei der Luftreinhaltepolitik, dem Zögern in der Weiterentwicklung der Chemikalienpolitik oder der Anerkennung fragwürdiger Risikotechnologien, wie etwa der Atomenergie, als Nachhaltigkeitsinvestition im Rahmen der EU-Taxonomie-Verordnung.

Möglichkeiten und Grenzen der Verfahrensbeschleunigung in Krisenzeiten durch Einschnitte bei UVP und SUP
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2024)
Dass Planungs- und Genehmigungsverfahren in Deutschland zu lange dauern, ist kein Geheimnis. Auch Jahrzehnte nach der Einleitung noch nicht abgeschlossene Großprojekte sind eher die Regel als die Ausnahme. Insbesondere die Klimakrise und die durch den Angriffskrieg der Russischen Föderation auf die Ukraine ausgelöste Energieversorgungskrise erfordern eine möglichst rasche Planung, Genehmigung und Umsetzung der benötigten Energieinfrastrukturvorhaben.

Meeresschutz und Klimawandel
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2024)
Zum Gutachten des Internationalen Seegerichtshofs im Fall 'Climate Change and International Law'