Wir wollen das Ergebnis des strategischen Ansatzes für qualifiziertes Wachstum durch Auslandsaufträge nicht vorwegnehmen und die Überlegungen Schritt für Schritt vornehmen. Lösen wir uns zunächst für 20 Minuten von der Vorstellung, dass den Deutschen Ingenieuren in der Welt niemand das Wasser reichen kann.
... und versetzen wir uns zunächst in die Situation von Jaime Rodriguez. Jaime ist Dipl.-Ingenieur und arbeitet für die Stadtverwaltung von Bucaramanga, einer Stadt mit 400.000 Einwohnern in der Hochebene von Kolumbien. Er ist dort für die kommunale Müllabfuhr und die Deponie verantwortlich. Er besucht dieses Jahr die Umweltmesse IFAT in München, um sich über die Möglichkeiten der Entgasung der lokalen Mülldeponie und weitere Fragen der Organisation der Abfallwirtschaft zu informieren. Die Zusammenhänge dieser Maßnahmen mit dem Klimaschutz und Emissionshandel sind ihm aus Gesprächen mit der deutschen Außenhandelskammer AHK wohl bekannt. Bereits in seiner früheren Arbeit in Ibague hat er mit einem 3D CAD Programm von AutoDesk die Entwicklung der dortigen Deponie simuliert und so den Wasserhaushalt und potentiellen Gasertrag abgeschätzt.
Bei dem Zwischenhalt in Madrid wird ihm deutlich vor Augen geführt, dass das neue Europa bereits in Spanien beginnt. Die augenscheinlich perfekt funktionierende Müllentsorgung wird ihm rasch deutlich; Papier, Glas und Metallsammlung lassen eine florierende Recyclingwirtschaft vermuten. Land, Klima und Sprache sind ihm sehr verwandt. Auf der Messe wird das Übergewicht internationaler Aussteller deutlich. Seine ursprüngliche Absicht einen deutschen Ausrüster zu gewinnen verliert an Bedeutung. Ing. Frantižek Wenzel legt die Einladung zur Bayerisch-Tschechischen Kooperationsbörse "Bayerische Umwelttechnologie für Tschechien" im September 2004 nach Pilsen beiseite. Der Ingenieur aus Budweis, Mitlied von ÈKAIT, der Ingenieurkammer der Tschechischen Republik, steckt mitten in Projekten. Seit dem Besuch der internationalen Veranstaltung zur Stadttechnik in Karlovy Vary im Juni 2003 – übrigens der 8. Kongress – ist er der Überzeugung, dass die heimische Ingenieurkunst mit der deutschen längst gleich gezogen ist.
Seine Gedanken bewegen sich um das Ende 2003 von der Tschechischen Republik veröffentlichte Operationelle Programm Industrie und Handel“. Operationelle Programme sind die Grundlage für die Regionalförderung in Tschechien. Das von CzechInvest mit der Hauptstelle in Prag (www.czechinvest.org) verwaltete Programm ist mit einem Budget von ca. 350 Mio. € für den Zeitraum 2004-2006 ausgestattet. Das entspricht etwa 25 Prozent der für den genannten Zeitraum vorgesehenen Strukturfördermittel für Tschechien.
Deutsche Ingenieure braucht er ausschließlich für Projektanträge auf EU-Ebene. Eine Kooperation auf operationaler Ebene ist aus seiner Sicht nicht finanzierbar. Dennoch brauchen ...tschechische Gemeinden sehr viel Fachunterstützung und Informationen zum Vollzug derer Aufgaben....“, eine Situation, die einen direkten Zusammenhang herstellen lässt zwischen unseren beiden oben skizzierten Ingenieurkollegen aus Tschechien und Kolumbien mit vielen anderen in der Welt.
Copyright: | © HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fakultät Ressourcenmanagement |
Quelle: | 66. Informationsgespräch (Juni 2005) |
Seiten: | 18 |
Preis: | € 0,00 |
Autor: | Dipl.-Ing.(TU) Werner P. Bauer |
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