Hoffen auf Wunder bei der Altfahrzeugentsorgung?

Deponien als Ultima ratio der Entsorgung von Automüll aus Demontage- und Shredderanlagen haben in Deutschland ab Mitte dieses Jahres ausgedient. Schon ein Jahr später kann die Automobilindustrie dann zeigen, ob die Kreislaufwirtschaft mehr ist, als eine unverbindliche Idee in einem Gesetzestext. Dann kommt es erstmals zum Schwur im Hinblick auf die dann zu erfüllende stoffliche und energetische Verwertungsquote von Altfahrzeugen in der europäischen Altfahrzeug-Richtlinie. Zusätzlich sollen noch die hohen Verwertungs- und Recyclingquoten für Elektronikschrott eingehalten werden. Bei Altfahrzeugen greift dann die Produktverantwortung der Hersteller und Importeure doppelt.

Wie das Beispiel Brennstoffzellen (Seite 21) zeigt, müssen bereits in der Phase der Konzeption eines Produktes die Aspekte der Rückführung ausgedienter Elemente in den Wirtschaftskreislauf gelöst werden, um nicht – wie im Fall der Altfahrzeuge – gegen bestehende unzulängliche Entsorgungsstrukturen und Interessen ankämpfen zu müssen. Für den Erfolg des AltfahrzeugG sind gerade auch die Entscheidungen und Maßnahmen des Fahrzeugherstellers beim recyclinggerechten Konstruieren und beim Einsatz von Kunststoffrecyclaten wichtig.

Die Beiträge zum Thema Altfahrzeuge in diesem Heft dokumentieren das Bemühen von Forschung, Politik und Verwaltung, die Automobilindustrie und die Entsorgungswirtschaft auf diesem Weg zu unterstützen. Dazu gehört auch eine sachliche Bestandsaufnahme, wie sie das Landesumweltamt NRW mit dem Beitrag zum aktuellen Stand des Altautorecyclings in Nordrhein-Westfalen vorlegt. Die Autoren kommen darin zum Schluß, daß die um ihr Überleben kämpfenden zahlreichen kleinen und mittleren Demontagebetriebe für Altfahrzeuge zwar die Erwartungen der AltfahrzeugV erfüllen, daß jedoch angesichts der derzeitigen Bauweise von Autos die Grenzen eines kostendeckenden Rückbaus erreicht sind. Unter den gegebenen Bedingungen ist eine weitere Steigerung der Materialrückgewinnungsquote ohne Zuzahlungen der Autofirmen sehr unwahrscheinlich.

Völlig unbefriedigend ist nach wie vor die Entsorgungssituation der Shredderleichtfraktion. So ist immer noch nicht erkennbar, wie die der Shredderleichtfraktion zugedachten Verwertungs- und (stofflichen) Recyclingquoten erreicht werden sollen; weder sind die aussichtsreichen neuen Technologien zum stofflichen Recycling bis 1. Januar 2006 zur Marktreife gebracht, noch stehen die vorhandenen thermischen Behandlungskapazitäten ab dem 1. Juni 2005 für diese Stoffe zur Verfügung. Die Automobilindustrie bleibt ihre Antwort als Produktverantwortliche weiterhin schuldig.

Dr. Karl-Heinz Striegel, Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen



Copyright: © Rhombos-Verlag
Quelle: 01/2005 - Altautoverwertung (Februar 2005)
Seiten: 1
Preis: € 0,00
Autor: Dr. Karl-Heinz Striegel
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Talsperren - Essenziell fuer die Minderung der Klimawandelfolgen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Die Bedeutung von Talsperren und Wasserspeichern wird in diesem Beitrag im Kontext des Klimawandels und der steigenden globalen Wassernachfrage betrachtet. Die Diskrepanz zwischen Wassernachfrage und verfügbarer Speicherkapazität wächst aufgrund von Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Rückgang der Süßwasservorräte. Viele große Talsperren weltweit sind über 50 Jahre alt, was zum Teil Bedenken hinsichtlich ihrer Standsicherheit und Verlandung des Stauseevolumens aufwirft. Die Verlandung ist ein weltweit zunehmendes Problem. Ohne nachhaltige Maßnahmen werden bis 2050 viele Stauseen im Mittel bis zu 50 % verlandet sein. Eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung und Maßnahmen zur Minderung der Stauraumverlandung angesichts eines wachsenden globalen Wasserspeicherbedarfs sind unabdingbar.

Ressourcenorientierte Sanitärsysteme für nachhaltiges Wassermanagement
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Abwassersysteme stehen infolge des Klimawandels und der Ressourcenknappheit vor Herausforderungen. Ressourcenorientierte Sanitärsysteme (NASS) ermöglichen durch eine getrennte Erfassung einzelner Abwasserteilströme (z. B. Grauwasser, Urin) eine gezielte Behandlung und Ressourcenrückgewinnung vor Ort. Zudem können sie bestehende Infrastrukturen entlasten. Praxisbeispiele verdeutlichen aktuelle Anwendungen von NASS. Das Projekt BeReit zeigt, dass eine Urinseparation den Belüftungsbedarf und Spurenstoffemissionen von Kläranlagen reduzieren kann.

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.