Mit den folgenden Ausführungen sollen einige weitere Aspekte dargelegt werden, die für eine bessere Beurteilung der Chancen, Risiken und Perspektiven bei der Verwertung von Biomassen aus der Abfallwirtschaft hilfreich sein können.
Bei der Entwicklung der Abfallwirtschaft seit den 70ger Jahren haben die biologischen Abfallstoffe eine prominente Rolle gespielt. In der früheren Entwicklungsphase wurde die Bioabfallfraktion vom sonstigen Hausmüll getrennt gehalten und gezielt in Kompostierungs- oder Vergärungsanlagen verbracht und verwertet. In der gegenwärtigen Entwicklungsphase dient die im Restabfall verbliebene organische Abfallfraktion dazu, den gesamten Restabfall über biologische Prozesse zu trocknen, um ihn anschliessend besser aufbereiten zu können, wobei die biologische Abfallfraktion letztlich in der nunmehr neu generierten heizwertreichen Abfallfraktion als Sekundärbrennstoff verwertet werden soll.
Diese Entwicklung muss mit dem Auftritt auf dem Energiemarkt gekoppelt mit Anstrengungen betrachtet und beurteilt werden, eine energetische Biomassenutzung als nachhaltige Zukunftstechnologie weiterzuentwickeln und zu fördern. Als gravierender Unterschied dabei fällt auf, dass Biomasseanteile aus dem kommunalen Hausmüll quasi ohne Rohstoff- bzw. Produktionskosten anfallen, und dass vielmehr zumindest ein Teil der bisherigen und nun zum Teil eingesparten Entsorgungskosten als Bonus für die Abnehmer und Nutzer der Energie der hoch-kalorischen Fraktionen weitergegeben werden können. Hierin liegen wesentlich Anreiz und Chance für die energetische Verwertung dieser Abfallfraktionen begründet.
Andererseits handelt es sich bei diesen nun auf dem Energiemarkt zu erwartenden Abfallfraktionen immer noch bzw. wiederum um einen relativ neuen, unbekannten Brennstoff, da trotz wiederholter Ansätze und Versuche seit langer Zeit, die Veränderung des erzeugten Hausmülls (aufgrund veränderter Lebensgewohnheiten), die Veränderungen im Zuge der Entwicklungen der Getrenntsammlungen und schließlich die Veränderungen bei den Aufbereitungstechnologien zu teilweise wesentlichen Produktveränderungen geführt haben.
Land- und forstwirtschaftliche Abfälle stehen vergleichsweise schon sehr lange zur Verfügung, werden allerdings energetisch bislang noch nicht in grossem Rahmen energetisch verwertet, sodass analog ebenfalls noch nicht auf sehr umfassende Erfahrungen (langzeitig ja, tw. auch sehr weitgehend, aber nicht flächendeckend verbreitet) zurückgegriffen werden kann. In diesem Sektor sind nun kurzfristig infolge der gesetzlichen Veränderungen sowie der verschiedenen Fördermaßnahmen wesentliche Erfahrungsgewinne zu erwarten.
Copyright: | © HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fakultät Ressourcenmanagement |
Quelle: | 63. Informationsgespräch (Dezember 2003) |
Seiten: | 26 |
Preis: | € 0,00 |
Autor: | Univ.-Prof. Dr.-Ing. Arnd I. Urban Dipl. Ing. Klaus Seeger |
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