Unter dem Gesichtspunkt, dass wir uns in der kommunalen Entsorgungslogistik nicht im politisch-neutralen Raum bewegen, ist die Versuchung, dem aktuellen Zeitgeschmack zu folgen, groß. Politische Anforderungen an Entsorgungskonzepte, Umweltschutz, Kosten und dergleichen veranlassen uns immer wieder, dem Druck zu folgen und Konzepte zu entwickeln, die nicht unbedingt logistischen Anforderungen und logischen Grundsätzen entsprechen.
Dies vorausgeschickt, sei der Bereich der Logistik, der sich heute und morgen mit DV-gestützten Konzepten und Systemen für Gebührengerechtigkeit, mit Fahrzeugtechnik, Benchmarking und Management auseinander setzt, einer kritischen Beleuchtung unterzogen. Abgesehen vom klassischen Aspekt der Logistik werde ich die Entsorgungslogistik von sechs verschiedenen Seiten betrachten:
1. Personal,
2. Technik,
3. Standorte,
4.Organisation,
5. Ökonomie,
6. Ökologie.
1. Personal Die Arbeit des Entsorgungsmitarbeiters hat sich in vielen Bereichen in den letzten Jahren deutlich verändert. Vom Aschekübel über die Ringtonne zum MGB – bis zur Abfuhr über den Seitenlader war eine deutliche Entwicklung, die die Herausforderungen an den Mitarbeiter nachhaltig veränderten. Während die Müllgefäße benutzerfreundlicher wurden – sowohl für den Bürger als auch für den Mitarbeiter – stiegen für den Mann auf dem Müllfahrzeug die Herausforderungen in anderer Hinsicht. Mehr Technik, störungsanfälligere Abfuhrsysteme, neue Arbeitszeitmodelle, Gruppenarbeit, höhere Anforderungen an die Tagesleistung waren zu verkraften. Auch bei den BSR wurden unter dem Gesichtspunkt der Effizienzsteigerung, der Kostenreduzierung verschiedene Arbeitszeitmodelle betrachtet. Schwerpunktmäßig ging es dabei um Planungen 4 aus 6, 4 aus 5, den Schichtbetrieb und die Gruppenarbeit.
Bei den Arbeitszeitmodellen zeigte sich, dass die Belastbarkeit des Mitarbeiters Grenzen hat. Diese Grenzen der Belastbarkeit sind nicht nur in der Tagesleistung zu sehen, sondern auch in der psychischen Belastung durch neue Sammelsysteme und deren Technik sowie dem Straßenverkehr. Die Frage, die wir uns als Verantwortliche in diesem Bereich der Entsorgung stellen müssen, ist: Wie weit beachten wir dies und berücksichtigen es im Bereich der Tourenplanung?
Auf der anderen Seite stehen die Forderungen des Kunden an eine flexible Entsorgung und geringe Entsorgungskosten. Wenn unsere Antwort darauf ist: Löhne runter, flexiblere Arbeitszeiten, dann werden wir uns als Unternehmen und Verantwortliche innerhalb der Unternehmen fragen müssen, wie lange der Wettbewerbsvorteil vorhanden ist und wo das Organisationsverschulden in Bezug auf Belastbarkeit und Einhaltung der UVV beginnt.
Mit anderen Worten: Es geht darum, unter dem Gesichtspunkt Engpassplanung - Mensch Konzepte zu entwickeln, die umsetzbar und tragfähig sind. Damit ist auch der Übergang geschaffen zu dem zweiten Baustein der Entsorgungslogistik, zur Technik.
Copyright: | © Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH |
Quelle: | Reformbedarf in der Abfallwirtschaft (2001) (Dezember 2001) |
Seiten: | 12 |
Preis: | € 0,00 |
Autor: | Reiner Baltruschat |
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