Routinemäßige Stoffbilanzierung für thermische Verfahren - Stand der Entwicklung

In diesem Beitrag wird am Beispiel der Müllverbrennungsanlage gezeigt, wie man anhand der routinemäßigen Stoffbilanzierung in thermischen Verfahren die stoffliche Zusammensetzung von heterogenen, festen Brennstoffen kostengünstig bestimmt. Dabei beschränkt sich die Betrachtung auf eine Einleitung zum Thema und Literaturverweise zum genaueren Studium der angewandten Methode und der Darstellung erster Resultate für den interessierten Leser.

Den zeitlichen Verlauf der stofflichen1 Zusammensetzung von heterogenen Brennstoffen, wie Abfällen zu kennen, ist aus zweierlei Gründen notwendig, nämlich: • um die Emissionen von Anlagen zur Verwertung und Entsorgung von Abfällen anhand der Stoffverteilung und der Abfallzusammensetzung voraussagen zu können,
• um Verfahren der Abfallwirtschaft zu planen und zu dimensionieren.
Dazu existieren verschiedene Methoden [1]. Neben der indirekten Bestimmung der Müllzusammensetzung anhand von Verbrauchs- und Recyclingdaten bieten sich weitere Methoden der direkten bzw. indirekten Analyse an. Direkte Analyseverfahren wurden mehrfach angewandt [2-5]. Dabei wird der Abfall direkt beprobt, aufgearbeitet und auf die stoffliche Zusammensetzung hin analysiert. Dieses Verfahren zeigt (neben weiteren) folgende Nachteile gegenüber dem indirekten Verfahren: Es ist aufwendiger, teurer und weniger genau. Seit längerer Zeit ist eine Methode bekannt, um die stoffliche Zusammensetzung von stark heterogenem Inputmaterial (Abfall) in thermischen Prozessen wie z.B. in Müllverbrennungsanlagen (MVA) mittels Stoffflussanalysen2 indirekt zu bestimmen (indirekte Verfahren) [1]. Diese Methode wurde in der Praxis mehrmals angewendet [6 - 15].
Ein Nachteil dieser Methode besteht darin, dass sie nur einen Momentanzustand darstellen kann (Punktmessung) und mit vertretbar finanziellem Aufwand nicht für längere Untersuchungszeiträume verwendet werden kann. [16] erwähnen die Möglichkeit der Anwendung der indirekten Methode mit Messung nur in einem Verbrennungsprodukt. Durch Messung einzelner Produkte der MVA lässt sich bei bekannter Stoffverteilung kostengünstig die elementare Zusammensetzung des Mülls bestimmen. Im Rahmen des Forschungsbereiches MAPE (Monitoring der Anthroposphäre3 anhand der Produkte von Entsorgungsanlagen) des Instituts für Wassergüte und Abfallwirtschaft der TU Wien wurde diese Idee in verschiedenen Arbeiten [12], [14], [17-20] bis zur Praxisreife weiterentwickelt.
 



Copyright: © Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH
Quelle: Reformbedarf in der Abfallwirtschaft (2001) (Dezember 2001)
Seiten: 6
Preis: € 0,00
Autor: Dr. Dipl. Ing. ETH Leo S. Morf
 
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