Klärschlammvermeidung in dezentralen Kleinkläranlagen

In Deutschland beträgt der Anschlussgrad an die öffentliche Kanalisation derzeit rund 92 % aller Haushalte [1]. Für die restlichen 8 %, die vorwiegend im ländlichen Raum zu finden sind, werden vor allem dezentrale Lösungen z.B. in Form von Kleinkläranlagen eingesetzt. Unter dem Begriff Kleinkläranlagen werden nach DIN 4261 alle Anlagen zur Behandlung und Einleitung des im Trennsystem erfassten häuslichen Abwassers aus einzelnen oder mehreren Gebäuden mit einem Schmutzwasserzufluss bis 8 m3/d zusammengefasst. Dies entspricht mit einem Wasserverbrauch von 150 L/(E*d) einem Einwohnergleichwert von 50 Personen. 1996 wurden in Deutschland in etwa 2,2 Millionen Kleinkläranlagen rund 9,5 % des häuslichen Abwassers gereinigt .

  Die jährlich in Deutschland anfallende Klärschlammmenge betrug 1998 etwa 2,7 Mio. t Trockensubstanz.
Eine Möglichkeit, die anfallenden Klärschlammmengen zu reduzieren, bietet der Betrieb von Membranbelebungsreaktoren (MBR; auch: Membranbioreaktoren) bei sehr niedrigen Schlammbelastungen bzw. hohen Schlammaltern. Membranbelebungsreaktoren bilden die Kombination aus einem Belebungsbecken mit einer Membranfiltration zur Abtrennung des belebten Schlammes (Bild 1) und stellen zunehmend eine interessante Alternative zum konventionellen Belebungsverfahren sowohl im Bereich häuslicher und kommunaler als auch industrieller Abwässer dar.
Im Gegensatz zur Nachklärung durch Sedimentation erfolgt in Membranbelebungsanlagen eine physikalische Abtrennung der Biomasse durch Mikrooder Ultrafiltrationsmembranen. Auf diese Weise kann eine hygienisch einwandfreie Ablaufqualität erzielt werden. Gleichzeitig wird durch den Wegfall der Sedimentation die Feststoffverweilzeit von der hydraulischen Verweilzeit entkoppelt.
Dies ermöglicht nicht nur eine Steigerung der Biomassekonzentration auf Trockenstoffgehalte deutlich über in der konventionellen Belebungsstufe erzielbare Konzentrationen, sondern auch verfahrenstechnisch völlig neue Betriebsweisen. Unter anderem besteht hier die Möglichkeit, Belebungsverfahren mit vermindertem Überschussschlammanfall zu betreiben.



Copyright: © Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH
Quelle: Verantwortungsbewusste Klärschlammverwertung (2001) (Juni 2001)
Seiten: 22
Preis: € 0,00
Autor: Professor Dr.-Ing. Matthias Kraume
Kirsten Kubin
Sandra Rosenberger
 
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Tagungsband vom 18. Symposium Bioenergie 2009 / OTTI e.V.