Den seit langem zur Behandlung von Abfällen aus Haushaltungen und Gewerbe verwendeten verfahrenstechnischen Grundoperationen
• Mechanische Aufbereitung und Fraktionierung,
• Biologischer Abbau und
• Verbrennen
wird im Rahmen der gültigen Gesetzgebung zum Teil eine neue oder modifizierte Rolle zugewiesen. Eine intensivere Stoffstromteilung bewirkt eine im Vergleich zu früher stark ausgprägte Tendenz zur Kombination der Grundoperationen zu Verbundstrategien [3]. Auch eine erhebliche Verfeinerung der Anlagenkonzepte zur Stoffstromteilung und Zuordnung von Abfallfraktionen zu bestimmten Grundoperationen geht mit dieser Entwicklung einher. Dieser Weg ist seit einigen Jahren zu beobachten und pflanzt sich bei aktuellen und zukünftigen Abfallbehandlungsprojekten verstärkt fort.
Zu den Hauptelementen der zukünftigen Abfallbehandlung für Hausabfall und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle zählen
• Mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlagen (MBA) zur Erzeugung eines biologisch stabilisierten Deponieproduktes und einer hochkalorischen Fraktion als zu verwertendem Nebenprodukt,
• Anlagen zur Herstellung von Ersatzbrennstoffen mit Konfektionierung und mechanisch-physikalischer Stabilisierung (MPS) aus der hochkalorischen Fraktion aus MBA oder alternativ auch durch direkte Verarbeitung des Restabfalls einschließlich der nativ organischen Fraktion,
• energetische Verwertung von konfektionierten Ersatzbrennstoffen in geeigneten industriellen Feuerungsprozessen und Kraftwerken unter Ersatz von Regelbrennstoffen,
• Müllverbrennungsanlagen (MVA) zur energetischen Verwertung und Behandlung von Rohmüll und vermehrt Reststoffen aus MBA und MPS,
• stoffliche Verwertung von Fraktionen wie Metall, Glas und Verbrennungsschlacken,
• Ablagerung von nicht verwertbaren Reststoffen nach definierten Kriterien. Die Prognose über Anlagen zur Restabfallbehandlung ab 2005 ist in Tabelle 1 dargestellt.
Es zeigt sich, dass insbesondere die Behandlungskapazitäten der MPS-Anlagen stark ansteigen werden.
Dies hängt u.a. auch damit zusammen, dass Abfall als weitgehend CO2–neutraler Brennstoff, nachfolgend Ersatzbrennstoff (EBS), das Interesse von Verbrennern weckt. So besteht etwa die Hälfte des Restmülls aus nachwachsenden Rohstoffen und bietet damit gegenüber fossilen Brennstoffen deutliche Vorteile bei der Bewältigung des Treibhauseffektproblems.
Für Betreiber von Kraftwerken, Zementwerken usw., die einem stetigen Preisdruck ausgesetzt sind, eröffnen sich für einen qualitativ hochwertigen EBS interessante wirtschaftliche Alternativen.
Der ökonomische Vorteil gilt insbesondere für die Substitution von Stein- oder Braunkohle aus heimischer Produktion. Zu importierter Steinkohle ergibt sich je nach Aufbereitungsaufwand weitgehend Kostengleichheit. Dabei schneidet eine einfache Aufbereitung, wie sie in MBA-Anlagen stattfindet, günstiger als eine weitergehende Konditionierung durch Trocknung und Konfektionierung ab.
Damit hat sich ein Marktsegment für eine Technologie zur mechanischen Aufbereitung und biologischen/thermischen Trocknung des gesamten hausmüllähnlichen Abfallstromes eröffnet. Ein hochwertig erzeugter Ersatzbrennstoff wird unter den genannten Randbedingungen mittel- bis langfristig ein interessantes Produkt auf dem Energiemarkt sein.
Copyright: | © Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH |
Quelle: | Ersatzbrennstoffe 2 (2002) (Juni 2002) |
Seiten: | 16 |
Preis: | € 0,00 |
Autor: | Dipl.-Ing. Christian Hoppe |
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