Ersatzbrennstoffherstellung in Warendorf – Konzept und erste Erfahrungen –

Der Kreis Warendorf hat schon Mitte der neunziger Jahre die Möglichkeiten der energetischen Nutzung von Abfällen untersucht. Aufgrund der örtlichen Nähe des Entsorgungszentrums des Kreises Warendorf in Ennigerloh zu den benachbarten Zementwerken lag es nahe, vorrangig diesen Verwertungsweg näher zu untersuchen. Im Rahmen einer UVU wurde 1996 in umfangreichen Untersuchungen und Praxisversuchen die Umweltverträglichkeit eines Einsatzes von Ersatzbrennstoff aus Müll in den umliegenden Zementwerken untersucht. In nachfolgenden Abfallanalysen wurden die einzelnen Abfallarten gezielt auf ihren Ersatzbrennstoffanteil hin untersucht.

  Im Zuge der Planung und Realisierung der Restabfallbehandlung im Kreis Warendorf wurden sowohl alle technischen als auch kommunale Kooperationsmöglichkeiten, die sich derzeit bundesweit in der Diskussion befinden, am konkreten Fallbeispiel untersucht. Dabei konnten unter realen Ausschreibungsbedingungen nachfolgende Fragenkomplexe beantwortet werden:
• Welches Restabfallbehandlungsverfahren ist wirtschaftlicher: MVA oder Ersatzbrennstoffaufbereitung mit energetischer Verwertung?
• Welches Behandlungsverfahren für die Behandlung der niederkalorischen Schwerfraktion ist am wirtschaftlichsten – MVA oder biologische Abfallbehandlung mit nachfolgender Deponierung?
• Welche Behandlungsverfahren – MBS, MPS, biologische oder thermische Trocknung –, welche Aggregate und welche Abluftreinigungsverfahren – Biofilter, RTO usw. – sind am geeignetesten für den vorliegenden Anwendungsfall?
 • Welche Kostenvorteile lassen sich durch kommunale Verbundlösungen realisieren? Im vorliegenden Fall führte das Modell der stoffstromspezifischen Abfallbehandlung zu den wirtschaftlichsten Gesamtentsorgungskosten. Durch die Kooperation der drei beteiligten Kreise bei Ausschreibung, Bau und Betrieb der Behandlungsanlagen konnten erhebliche Kostenvorteile durch wirtschaftliche Anlagengrößen bei anteiliger Risikoaufteilung realisiert werden. Dabei konnten die zentralen Annahmen und Ansätze aus den Vorstudien und Vorplanungen in den Ausschreibungsergebnissen bestätigt werden.



Copyright: © Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH
Quelle: Ersatzbrennstoffe 2 (2002) (Juni 2002)
Seiten: 10
Preis: € 0,00
Autor: Dr.-Ing. Ketel Ketelsen
Dipl.-Ing. Andreas Traue
 
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