Die zahlreichen herstellerspezifischen Lösungen zur Behandlung von Siedlungsabfällen in Verbindung mit den unterschiedlichsten bauherrenspezifischen und örtlichen Randbedingungen machen die Verfahrensauswahl zur Abfallbehandlungstechnik zu einer komplexen Angelegenheit, die eine sorgfältige Abwägung der Vorgehensweise bedingt. Zum einen muss sichergestellt werden, dass eine wirtschaftliche Lösung gefunden wird, die insbesondere bei öffentlich-rechtlichen Auftraggebern auch politisch durchzuhalten ist, zum anderen müssen gerade bei diesen Auftraggebern auch die vergaberechtlichen Aspekte explizit eingehalten werden.
In den letzten zehn Jahren ist bei der Planung und Ausschreibung von Abfallbehandlungsanlagen tendenziell eine Abkehr von der klassischen Planung durch unabhängige Ingenieurbüros mit anschließender Realisierung durch öffentlichrechtliche Bauherren zu beobachten. Wenn nicht – wie heute in vielen Fällen – eine Dienstleistungsausschreibung nach VOL zur Abfallentsorgung durchgeführt wird, möchten die Auftraggeber häufig eine Ausschreibung mit ganz oder teilweise unbestimmter Technik durchführen, um die politische Entscheidung für oder wider eine bestimmte Anlagentechnik einerseits auf möglichst fundierter Basis und andererseits so spät wie möglich treffen zu können.
Interessanterweise gehen manche Akteure sowohl bei VOL- als auch bei VOB-Ausschreibungen von der irrigen Meinung aus, beim Vergabebeschluss auch die Auswahl des Abfallbehandlungsverfahrens beschließen zu können. Eine diesbezügliche politische Entscheidung ist aber zu diesem Zeitpunkt auf Grund der zwingenden Anwendung des Vergaberechts praktisch nicht mehr möglich. Soll nicht allein der Markt sondern auch die Politik die Auswahl des technischen Abfallbehandlungsverfahrens mitbestimmen, ist deshalb der Ablauf von Planung und Ausschreibung unter Berücksichtigung dieser Zielsetzung vorab zu prüfen und festzulegen. Spätestens bei der Erstellung der Ausschreibungsunterlagen sind hierbei auch die Auswertungskriterien festzulegen, damit das gewünschte Ziel nicht verfehlt wird.
Copyright: | © Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH |
Quelle: | Ersatzbrennstoffe 3 (2003) (Dezember 2003) |
Seiten: | 14 |
Preis: | € 0,00 |
Autor: | Professor Dr.-Ing. Oktay Tabasaran Dr.-Ing. Hans-Dieter Huber |
Artikel nach Login kostenfrei anzeigen | |
Artikel weiterempfehlen | |
Artikel nach Login kommentieren |
carboliq® - Direktverölung gemischter Kunststoffabfälle
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Die Forderung nach Klimaneutralität dominiert die globale Diskussion über die Zukunft der Industriegesellschaft. Damit einher geht auch die Frage, wie der
Umgang mit Kunststoffen in Zukunft erfolgen wird.
Nutzungskonflikt zwischen Carbon-Capture-Anlagen und Fernwärme?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Die EEW Energy from Waste GmbH (EEW) hat sich das Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden. Mit 17 Standorten verfügt EEW über eine Verbrennungskapazität von ca. 5 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr.
Abfall- und Kreislaufwirtschaft in Deutschland im internationalen Vergleich - Spitzenplatz oder nur noch Mittelmaß?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Neben der Umstellung der künftigen Energieversorgung auf ein zu 100 % erneuerbares Energiesystem ist die Abfall- und Kreislaufwirtschaft die zweite zentrale Säule im Rahmen der globalen Transformation in eine klimaneutrale Wirtschaft und Gesellschaft.