Verantwortungsbewusster Umgang mit dem Boden

Kreislaufwirtschaft, Abfallvermeidung und -verwertung sind anerkannte und populäre Zielvorstellungen, ihre Priorität vor der Beseitigung gilt als unstrittig. Nicht nur Sonntagsredner und Politiker, auch Fachleute des Umweltschutzes preisen die zurückgehenden Mengen des Abfalls zur Beseitigung. Die Abfallmenge insgesamt geht allerdings nicht zurück, lediglich die Menge an Abfällen zur Beseitigung ist rückläufig, dafür nimmt die Menge an Abfällen, die der Verwertung zugeführt werden, wie es so schön im Gesetz heißt, zu.

Der Verwertung zugeführt heißt nicht verwertet. Der Verwertung zuführen bedeutet lediglich, dass die Abfälle zu einer Verwertungsanlage gebracht werden, wo vielleicht nur wenige Prozent wirklich zur Verwertung herausgenommen werden. Der überwiegende Teil, der nicht verwertet wurde, ist damit der offiziellen Abfallstatistik entzogen und kann als Gewerbeabfall unter wesentlich geringerer Überwachung als hoheitlicher Abfall entsorgt werden.

Nur mit der Durchleuchtung und Kontrolle der Verwertungspraktiken kann Unheil durch Verwertung vermieden werden, wie insbesondere die aktuellen Erkenntnisse über die Abfälle aus der Fleischproduktion zeigen. Wird der Abfall wirklich in den Stoffkreislauf zurückgeführt, wie der naive, dem Umweltschutzgedanken ergebene Bürger glaubt, wenn er den Abfall in Bio-, Papier-, Glas, Verpackungs- und Restabfall trennt? Werden wirklich Kreisläufe geschlossen, wenn Klärschlamm und Kompost aus Bioabfällen auf die Felder ausgebracht werden?

In einigen Fällen ist es schon so, Altpapier wird wieder zu Papier, Altglas zu Glasflaschen, Eisenschrott zu Stahl und Gusseisen. Bei der Verpackung wird es schon komplizierter, wie die horrenden Kosten für die Verwertung der mit den gelben Säcken und Tonnen gesammelten Verpackungsleichtfraktion aus Kunststoff-, Verbund- und Metallverpackungen zeigen. Gelegentlich religiös anmutend wird die Verwertung von Bioabfall und Klärschlamm in der Landwirtschaft gepriesen. Hier wird doch dem Boden zurückgegeben, was vom Boden stammt. Nur leider nicht nur das; alle möglichen organischen und anorganischen Schadstoffe sind auf dem Weg vom Halm auf dem Feld über die Veredelung, Produktion, Distribution, den Konsum, die Abwasser- und Abfallbehandlung dazugekommen. Der Halm wurde anthropogen verändert, die ehemals reine Zellulose ist Abfall, den primär keiner haben will.



Copyright: © TK Verlag - Fachverlag für Kreislaufwirtschaft
Quelle: Verantwortungsbewusste Klärschlammverwertung (2001) (Juni 2001)
Seiten: 113
Preis: € 0,00
Autor: Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h. c. Karl J. Thomé-Kozmiensky
 
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