Früherkennung von Fermenterprozessstörungen durch den Einsatz einer auf Prozessexpertise basierenden KI

Eine auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Methode zur Erkennung von Prozessstörungen in anaeroben Fermentern wurde entwickelt, um die derzeitigen Herausforderungen beim Betrieb und der Prozessüberwachung von anaeroben Fermentern zu überwinden. Begrenzte Überwachungsmöglichkeiten und häufige prozessbiologische Störungen des Fermenters führen zu finanziellen Verlusten, die durch eine fortschrittlichere und datengetriebene Prozessüberwachungsmethode vermieden werden könnten.

Häufige Fermenterprozessstörungen und die damit verbundene unzureichende Prozessüberwachung führen zu einer verminderten Nutzung der Anlagenkapazität sowie zu finanziellen Verlusten. Die am weitesten verbreitete Methode zur Prozessüberwachung besteht aus der Messung der flüchtigen Fettsäuren in der Gärrestprobe, welche von einem Prozessexperten analysiert werden. Diese Methode hat einige Nachteile, nämlich die zeitliche Verzögerung zwischen der Probenahme und der Erkennung der Prozessstörung, die Anfälligkeit für menschliche Fehler sowie die hohen Kosten für Personal und Laboranalysen. Um diese Nachteile zu überwinden, wurde ein System zur Erkennung von Prozessstörungen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) entwickelt. Dieses System verwendet online verfügbare Anlagendaten, hauptsächlich Signale der Biogasqualitätsmessung. Der gewählte Ansatz besteht aus einer Kombination von Prozessexpertise mit unüberwachten Machine-Learning-Algorithmen. Für die Entwicklung eines solchen KI-Systems gibt der Prozessexperte Inputs zu geeigneten Signalen und deren Verhalten bei Prozessstörungen. Der Datenwissenschaftler entwickelt Modelle, um das beschriebene Verhalten der Signale mit Hilfe statistischer Methoden und Machine Learning zu detektieren. Das System zur Erkennung von Prozessstörungen wurde anhand der Daten von zwei Vergärungsanlagen getestet, und die Ergebnisse zeigten, dass alle Prozessstörungen vom Algorithmus erkannt wurden. Außerdem erkannte der Algorithmus die Prozessstörungen im Durchschnitt 21 Tage, bevor der Prozessexperte Maßnahmen zur Erholung des Fermenters empfahl. Das System erreichte eine Gesamtgenauigkeit von 99,5 % und eine Sensitivität von 100 %. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Prozessstörungen früh genug erkannt wurden, um genügend Zeit für Maßnahmen zur Erholung des Fermenters zu haben. Darüber hinaus kann der Schluss gezogen werden, dass der vorgeschlagene Algorithmus zuverlässig zur Früherkennung von Prozessstörungen eingesetzt werden kann, ohne dass eine Messung der flüchtigen Fettsäuren erforderlich ist.



Copyright: © Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH
Quelle: Biomasse-Forum 2023 (November 2023)
Seiten: 6
Preis: € 3,00
Autor: Dipl.-Ing.agr. Raiko Kolar
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.

Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.

In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.