Die seit 2008 in Rheinland-Pfalz zunächst nur auf der Internetseite dargestellte Frühwarnkarte wurde in den letzten Jahren um E-Mail-Benachrichtigungen und Meldungen über Warn-Apps erweitert. Eine systematische Analyse der Frühwarnungen seit 2009 ergab, dass 79 % der insgesamt 47 Warnungen Treffer waren und 21 % Fehlalarme. Bei den 15 verpassten Ereignissen handelte es sich größtenteils um direkt nach Starkregen auftretende Sturzfluten, die mit den vorhandenen Wetterdaten nicht korrekt vorhersagbar waren. Die Kommunikation der Vorhersageunsicherheit als wichtige weitere Zusatzinformation ist aktuell ein zentrales Weiterentwicklungs-Vorhaben.
Der seit über 35 Jahren bestehende rheinland-pfälzische Hochwassermeldedienst hat entsprechend erweiterter technischer Möglichkeiten sowie neuer Erkenntnisse und Anforderungen eine stetige Weiterentwicklung durchlaufen: In den Anfängen der 1980er-Jahre basierten die fernmündlich, per Telex, Fax, BTX und Radio verbreiteten Hochwassermeldungen auf Messwerten des Wasserstandes an den Meldepegeln der großen Flüsse. Nach den großen Hochwassern der 1990er-Jahre wurden Niederschlag-Abfluss-Modelle aufgebaut, mit denen Vorhersagen des Wasserstandes an den großen Flüssen berechnet werden konnten. Mit zunehmender räumlicher und zeitlicher Auflösung der Wettervorhersagen wurde eine Wasserstandvorhersage auch für Pegel an kleineren Flüssen möglich. Daran anschließend wurde gemeinsam mit Baden-Württemberg im INTERREG IIIB Projektes 'TIMISflood' von 2004 bis 2008 die regionsbezogene Hochwasserfrühwarnung für kleinere Flüsse (Einzugsgebiet <500 km²) entwickelt, mit der für ganz Rheinland-Pfalz eine Hochwasserwarnung auch für Flüsse ohne Pegel möglich ist. Seit 2014 werden bei der Vorhersageberechnung zudem die sogenannten Ensemble-Vorhersagen genutzt: für einen bestimmten Vorhersagezeitpunkt wird unter Verwendung 20 gleich wahrscheinlicher Wettervorhersagen die Spannweite der Abflussentwicklung berechnet. Die Übernahme dieser Entwicklungsspannweite in die unterschiedlichen Warnprodukte und die Gefahrenkommunikation des rheinland-pfälzischen Hochwassermeldedienstes ist ein zentrales aktuelles Weiterentwicklungs- Vorhaben.
Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
Quelle: | Wasserwritschaft - Heft 10 (Oktober 2022) |
Seiten: | 5 |
Preis: | € 10,90 |
Autor: | Dr. Margret Johst Norbert Demuth |
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