Wasserkraftnutzung und EG-Wasserrahmenrichtlinie

Immer mächtiger werden die Forderungen verschiedener Kreise, die Wasserkraftnutzung zu beschränken oder nur noch bei Erfüllen massiver gewässerökologischer Maßnahmen zuzulassen. Was macht das Sinn, wenn das Medium Wasser durch Schmutzstoffe und hier besonders Spurenstoffe schon so 'verseucht' ist, dass Gewässerorganismen sich unterhalb üblicher Kläranlagen gar nicht mehr selbst reproduzieren können?

Ein flächendeckender Ausbau der Kläranlagen mit 4. Reinigungsstufe zur Spurenstoffelimination ist zuvor viel wichtiger. Bis ein Erfolg beim Umsetzen besserer Durchgängigkeit und Mindestwasser einsetzt, gibt es gar keine Fische mehr. Umgesetzte ökologische Verbesserungsmaßnahmen nützen noch nichts, weil sich dadurch das Medium Wasser nicht verbessert. Auch die Effekte der Klimaveränderung wirken da verschärfend noch mit. Eine gesetzliche Verpflichtung zur Spurenstoffeliminierung auf Kläranlagen ist eigentlich längst überfällig.

1 Zur Geschichte der Wasserkraftnutzung

In Giesecke et al. [1] kann man nachlesen, dass die CO2-freie Energiequelle bereits vor 3 500 Jahren hauptsächlich zunächst zur Bewässerung von Feldern über Wasserschöpfräder eingesetzt wurde. Dabei waren eher noch wenig Eingriffe ins Gewässer nötig, obwohl dieses zur Umnutzung zu Kanälen ebenso früh schon erfolgte. Die Griechen und danach die Römer nutzten die Wasserkraft über senkrechte Wasserräder bereits ab ca. 300 v.Chr. nach [2] als Antriebsmittel für verschiedenste Arbeitsmaschinen. Z. B. beim römischen Schriftsteller Vitruv [3] finden sich gut nachvollziehbare Beschreibungen (X 4-6). Massive Bauten zum Aufstauen von Flüssen über Dämme und Mauern zur deutlich energetischeren Ausnutzung, in Form auch von Turbinenmühlen (Wasserräder mit senkrechter Welle, 'Aruba', Stockmühlräder auch in Tirol), finden sich z. B. noch in Chemtou/Tunesien oder Nahal Ha`Taninin/Israel. Nach Kreiner[4] kann diese Art bereits bis ins 1. Jh. v. Chr. ins hellenistische Kleinasien zurückverfolgt werden. Die Araber sorgten für eine zügige Verbreitung dieser Technologie in Europa. Die den noch bis heute üblicheren Wasserräder mit horizontaler Welle lassen sich auch rasch nördlich der Alpen, verbreitet durch die Römer, nachweisen.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 06 (Juni 2022)
Seiten: 4
Preis: € 10,90
Autor: Dipl.-Ing. (FH), M. Sc. Horst Geiger
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Bedeutung und Grenzen der Produktverantwortung für den Klimaschutz
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2024)
Klimaschutz prägt das Kreislaufwirtschafts- und Abfallrecht durchgehend. Er spielt etwa eine mehrfache Rolle bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen.1 Umgekehrt hat die Kreislaufwirtschaft eine sehr bedeutsame Rolle für den Klimaschutz. Das BVerfG spricht in seinem Klimabeschluss eigens die Änderung von Produktionsverfahren zur Klimaneutralität an: Der Gesetzgeber muss u.a. frühzeitig aufzeigen, welche Produkte erheblich umzugestalten sind. Zwar hat er dabei eine weitgehende Gestaltungsfreiheit. Jedoch ist eine Politik zu entwickeln, die insgesamt die selbst gesetzten Klimaziele zu erreichen verspricht.

Pumpspeicher - Besser als ihr Ruf?
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (4/2024)
Gemäß der Taxonomie-Verordnung müssen Pumpspeicher als einzige Energiespeichertechnologie nachweisen, dass ihre Treibhausgasemissionen während ihres Lebenszyklus geringer als 100 g CO2 pro kWh sind. Nachfolgend werden Lebenszyklusanalysen eines Pumpspeichers, einer Batterie sowie eines Wasserstoffspeichers durchgeführt und miteinander verglichen. Darüber hinaus wird auf den zukünftigen Rohstoffbedarf sowie geo-, ressourcen- und industriepolitische Herausforderungen durch die neuen Energiespeichertechnologien hingewiesen.

Erfahrungen bei der Beratung von Vergärungs- und Kompostierungsanlagen
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2024)
Die Verwendung von Biogut- und Grüngutkompost ist eine Möglichkeit, Nährstoffdefizite im Ökolandbau zu vermeiden sowie die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und sogar zu steigern.