Der See Genezareth ist von großer Bedeutung für die israelische und jordanische Wasserversorgung. Dies gilt auch für das Untere Jordantal, da hier ein großer Anteil der landwirtschaftlichen Produktionsflächen Jordaniens liegt. Die Wasserressourcen in der Region sind jedoch knapp, weshalb die effektive Nutzung des vorhandenen Süßwassers von besonderer Relevanz ist. Diese Studie befasst sich daher mit der Frage, ob und wie die Wasserabgabe des Sees ins Jordantal durch ein Entscheidungsunterstützungssystem zur länderübergreifenden, multikriteriellen Optimierung weiter verbessert werden kann.
1 Bedeutung des Sees Genezareth für die Wasserversorgung
Der See Genezareth im Norden Israels ist mit einem Volumen von 4 325 Mio. m³ das größte Oberflächengewässer des Landes und der Region. Vor allem in der Vergangenheit trug der See mit jährlich bis zu 400 Mio. m³ Süßwasser erheblich zur israelischen Wasserversorgung bei. Durch die Abnahme der Zuflüsse in Verbindung mit dem Klimawandel unterlag das Wasserdargebot in den letzten Jahren jedoch starken Schwankungen [1]. Während beispielsweise in den Jahren 2017-2019 jährlich lediglich 18-42 Mio. m³ Süßwasser für die israelische Wasserversorgung genutzt werden konnten, betrug die Versorgung durch den See im Jahr 2020 mit 221 Mio. m³ wieder rund 9 % der nationalen Wasserversorgung. Die Schwankungen des Wasserdargebots vom See konnten in Israel durch den Ausbau der Meerwasserentsalzung sowie durch Grundwasserentnahmen ausgeglichen werden [2]. Aufgrund seiner Größe sowie seiner Lage oberhalb des Jordantals ist der See Genezareth jedoch auch für die jordanische Wasserversorgung von hoher Relevanz. Auf der Grundlage des israelisch-jordanischen Friedensvertrags von 1994 und bilateraler Vereinbarungen wird Jordanien mit jährlich 50 Mio. m³ Wasser vom See versorgt. Diese Wassermenge wurde durch neue Vereinbarungen zwischen Israel und Jordanien im Jahr 2021 auf jährlich 100 Mio. m³ verdoppelt [3]. Das Wasser des Sees Genezareth wird über den jordanischen König-Abdullah-Kanal (King Abdullah Canal, KAC) im Unteren Jordantal für die Trinkwasserversorgung sowie die Bewässerung der Landwirtschaft genutzt. Der Zufluss vom See ist dabei mit rund 22 % (bei 50 Mio. m³/a) ein bedeutender Anteil des jährlichen Gesamtzuflusses zum Kanal. Das durch den Kanal bereitgestellte Wasser ist vor allem für die jordanische Landwirtschaft wesentlich, da im Jordantal über 40 % der nationalen landwirtschaftlichen Produktion erzielt werden [4].
Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
Quelle: | Wasserwirtschaft - Heft 07/08 (August 2022) |
Seiten: | 8 |
Preis: | € 10,90 |
Autor: | Martin Klein Prof. Dr.-Ing. Stephan Theobald |
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