Staustufenmanagement als Teil des Hochwassermanagements - Modellierung des bayerischen Inns

Bei staugeregelten Flüssen stellt sich insbesondere nach großen Hochwasserereignissen, wie z. B. dem Hochwasser 2013, die zentrale Frage, ob es durch eine intelligente Steuerung möglich ist, die Stauräume für den Hochwasserrückhalt zu nutzen, um den Hochwasserscheitel zu reduzieren. Die durchgeführten Untersuchungen zeigen, dass für den Inn ein Potenzial zur Scheitelminderung gegeben ist. Sie verdeutlichen jedoch auch, dass hierzu ein gutes Prozessverständnis zur Wechselwirkung zwischen Betrieb der Staustufen und Strömungsverhalten des Flusses sowie umfangreiche Analysen und Sensitivitätsuntersuchungen zu einer Vielzahl von Parametern und Messwerten erforderlich ist. Nur durch Berücksichtigung der genannten Aspekte in einem komplexen Modell ist es möglich, letztendlich praxisrelevante Steuerungsoptionen für den realen Betrieb zu entwickeln.

1 Einführung

Das Hochwasser im Jahr 2013 stellte unter anderem in Passau an der Donau und Oberösterreich ein Ereignis mit einer Jährlichkeit von weit über 100 Jahren und Rekordwasserständen dar und ging mit großen Überschwemmungen und Schäden einher [1], [2]. Nach großen Hochwassern stellt sich die zentrale Frage nach einer möglichen Hochwasserabminderung durch Eine intelligente Steuerung von Staustufen. Das Fachgebiet Wasserbau und Wasserwirtschaft der Universität Kassel führte im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt Untersuchungen durch, ob es durch modifizierte Wehrbetriebsordnungen (WBO) Potenziale gibt, den Hochwasserabfluss des Inns zu verringern. Für die fachgerechte Bearbeitung der genannten Fragestellung ist ein Modellsystem erforderlich, das die komplexenhydraulischen Vorgänge des Hochwassergeschehens und die regelungstechnischen Vorgänge der Staustufensteuerung gleichermaßen abbilden kann [3], [5], [7]. Im Rahmen der Untersuchung wurde ein eindimensionales hydrodynamisch-numerischesVerfahren (1-D-HN-Modell) genutzt, das mit Matlab/Simulink gekoppelt werden kann [3], [7]. Es bietet damit dieMöglichkeit, regelungstechnische Aspekte des Staustufenbetriebes und damit die Wehrbetriebsordnungen der Staustufen abzubilden und gleichzeitig den Einfluss der Steuerung auf die Strömungsverhältnisseim Stauraum zu analysieren. Das eingesetzte Modellierungswerkzeug, welches eine umfangreiche Tool-Boxmit verschiedenen Arten der Wasserhaushaltsregelung für einzelne Staustufen und auch Staustufenketten beinhaltet, wurde am Fachgebiet Wasserbau und Wasserwirtschaft entwickelt, in einer Vielzahl von Projekten erfolgreich eingesetzt und wird stetig weiterentwickelt [3], [6], [7].



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 04 (April 2022)
Seiten: 6
Preis: € 10,90
Autor: Sarah Dickel
Prof. Dr.-Ing. Stephan Theobald
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Talsperren - Essenziell fuer die Minderung der Klimawandelfolgen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Die Bedeutung von Talsperren und Wasserspeichern wird in diesem Beitrag im Kontext des Klimawandels und der steigenden globalen Wassernachfrage betrachtet. Die Diskrepanz zwischen Wassernachfrage und verfügbarer Speicherkapazität wächst aufgrund von Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Rückgang der Süßwasservorräte. Viele große Talsperren weltweit sind über 50 Jahre alt, was zum Teil Bedenken hinsichtlich ihrer Standsicherheit und Verlandung des Stauseevolumens aufwirft. Die Verlandung ist ein weltweit zunehmendes Problem. Ohne nachhaltige Maßnahmen werden bis 2050 viele Stauseen im Mittel bis zu 50 % verlandet sein. Eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung und Maßnahmen zur Minderung der Stauraumverlandung angesichts eines wachsenden globalen Wasserspeicherbedarfs sind unabdingbar.

Ressourcenorientierte Sanitärsysteme für nachhaltiges Wassermanagement
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Abwassersysteme stehen infolge des Klimawandels und der Ressourcenknappheit vor Herausforderungen. Ressourcenorientierte Sanitärsysteme (NASS) ermöglichen durch eine getrennte Erfassung einzelner Abwasserteilströme (z. B. Grauwasser, Urin) eine gezielte Behandlung und Ressourcenrückgewinnung vor Ort. Zudem können sie bestehende Infrastrukturen entlasten. Praxisbeispiele verdeutlichen aktuelle Anwendungen von NASS. Das Projekt BeReit zeigt, dass eine Urinseparation den Belüftungsbedarf und Spurenstoffemissionen von Kläranlagen reduzieren kann.

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.