Nachrüstung von MBA-Altanlagen – Offene Nachrotte gemäß § 16 der 30. BImSchV

§ 16 der 30. BImSchV ermöglicht den Genehmigungsbehörden, bei einer mehrstufigen biologischen Behandlung von Abfällen in einer MBA eine offene Nachrotte ohne Abgaserfassung und -reinigung zu genehmigen.

Dies kann speziell für die Nachrüstung von MBA-Altanlagen von besonderer Bedeutung sein. Als Grundvoraussetzungen für eine offene Nachrotte wird in der 30. BImSchV gefordert, dass „der zur Nachrotte vorgese-hene Abfall eine Atmungsaktivität von 20 mg O2/g TS (AT4) unterschreitet und durch sonstige betriebliche Maßnahmen sichergestellt wird, dass der Vorsorge gegen schädli-che Umwelteinwirkungen auf andere Weise Genüge getan ist.“
Das Emissionsverhalten während der Nachrotte von mechanisch-biologisch vorbehan-delten Abfällen kann zur Zeit nicht belastbar beschrieben bzw. quantifiziert werden, da bisher keine entsprechenden Untersuchungsergebnisse vorliegen.
Nach derzeitigem Kenntnisstand kann eine offene Nachrotte insbesondere durch TOC-, N2O- sowie Geruchsemissionen die Umwelt beeinträchtigen. Hinter dem Parameter TOC verbirgt sich im wesentlichen das Methan (CH4). Anthropogene Schadstoffe (CKW, FCKW, etc.) sind in der Nachrotte nicht mehr zu erwarten. N2O-Emissionen können im Einzelfall auch während der gekapselten Intensivrotte (Startphase), insbe-sondere aber während der Nachrotte bei Temperaturen < 45 °C auftreten. Die Bedin-gungen für die N2O- bzw. CH4-Bildung sind daher prinzipiell gegensätzlich.
Nach Einschätzung des Landesumweltamtes NRW und der Autoren kann eine „offene Nachrotte“ nur nach einer technisch hochwertigen biologischen Vorbehandlung zuge-lassen werden, d.h. nach einer MBA neuester Generation (gekapselt mit zumindest ei-ner thermischen Abluftbehandlung für höher belastete Abluftteilströme).



Copyright: © Wasteconsult International
Quelle: Abfallforschungstage 2004 (Juni 2004)
Seiten: 17
Preis: € 0,00
Autor: Prof. Dr. Rainer Wallmann
Prof. Dr.-Ing. Carsten Cuhls
Dr. Joachim Clemens
Dr.-Ing. Tanja Scheelhaase
Dipl.-Ing. Jürgen Hake
 
 Artikel nach Login kostenfrei anzeigen
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.

Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.

In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.