Der Stellenwert der Bioabfall- und Kompostwirtschaft wird im Rahmen einer modernen Kreislaufwirtschaft in Verbindung mit einem effizienten Klimaschutz an Bedeutung zunehmen. Natur- und Umweltverbände, wie z. B. bfub, BUND, NABU sowie die Deutsche Umwelthilfe, setzen sich für einen Ausbau der getrennten Erfassung und Verwertung von Bioabfällen ein. Die Verwertungsmöglichkeiten für Kompost- und Gärprodukte können derzeit trotz verschärfter Regelungen als gesichert angesehen werden. Die Branche sieht sich mit zunehmenden rechtlichen Vorgaben konfrontiert, die den technischen und organisatorischen Aufwand für die Behandlung von Bioabfällen zum Teil deutlich erhöhen werden.
1. Bioabfälle und Anlagen
Die Bioabfall- und Kompostwirtschaft hat sich im Laufe der letzten 40 Jahre zu einem bedeutenden Bestandteil der Kreislaufwirtschaft etabliert. In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts war es in Deutschland üblich, nahezu alle organischen Abfälle aus privaten Haushaltungen und dem Gewerbe auf Deponien abzulagern. Die Deponien kündigten sich in den Sommermonaten durch einen penetranten, süßlichen Geruch und in den Wintermonaten durch riesige Vogelschwärme schon von Weitem an. Neben Rabenvögel fanden insbesondere Fliegenmaden und Nagetiere reichlich Nahrung in dem Wohlstandsmüll einer Wegwerfgesellschaft. Mit dieser Art von Biotop war in Deutschland spätestens ab dem 1. Juni 2005 Schluss. In der sogenannte TA Siedlungsabfall (TASi) wurde zwölf Jahre zuvor festgelegt, dass ab diesem Datum die Ablagerung unbehandelter, organisch abbaubarer Siedlungsabfälle nicht mehr zulässig sein wird. In diesem Zeitraum wurden zahlreiche Müllverbrennungsanlagen (MVA), mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlagen (MBA), Kompostwerke und in seltenen Fällen Vergärungsanlagen errichtet, um den Forderungen der TASi gerecht werden zu können. Über den 'richtigen' Umgang mit organischen Abfällen wurde heftig gerungen. Insbesondere die auf Erzeugung von Aschen und Ersatzbrennstoffen ausgelegten Verfahren stritten um die Organikanteile im Müll, um ihre oft überdimensioniert Anlagen auslasten zu können.
Copyright: | © Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH |
Quelle: | 33. Abfall- und Ressourcenforum 2022 (April 2022) |
Seiten: | 9 |
Preis: | € 4,50 |
Autor: | Dipl. agr. Ing. Michael Schneider Alice Schumacher |
Diesen Fachartikel kaufen... (nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links) | |
Artikel weiterempfehlen | |
Artikel nach Login kommentieren |
carboliq® - Direktverölung gemischter Kunststoffabfälle
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Die Forderung nach Klimaneutralität dominiert die globale Diskussion über die Zukunft der Industriegesellschaft. Damit einher geht auch die Frage, wie der
Umgang mit Kunststoffen in Zukunft erfolgen wird.
Nutzungskonflikt zwischen Carbon-Capture-Anlagen und Fernwärme?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Die EEW Energy from Waste GmbH (EEW) hat sich das Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden. Mit 17 Standorten verfügt EEW über eine Verbrennungskapazität von ca. 5 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr.
Abfall- und Kreislaufwirtschaft in Deutschland im internationalen Vergleich - Spitzenplatz oder nur noch Mittelmaß?
© Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH (4/2025)
Neben der Umstellung der künftigen Energieversorgung auf ein zu 100 % erneuerbares Energiesystem ist die Abfall- und Kreislaufwirtschaft die zweite zentrale Säule im Rahmen der globalen Transformation in eine klimaneutrale Wirtschaft und Gesellschaft.