Die Autoren betrachten zunächst, wie sich die output basierte Berechnungsmethode auf die Recyclingquoten in Deutschland auswirkt. Anschließend wird das Abfallaufkommender Stoffströme Verpackungen, Bioabfälle und Siedlungsabfälle für das Jahr 2035 abgeschätzt und Kapazitätslücken für die Verwertung aufgezeigt. Im Ergebnis wird das Erreichen der ambitionierten Recyclingquoten der EU für Deutschland sowohl bei den Siedlungsabfällen als auch bei den Verpackungen durch die neuen Berechnungsmethoden eine Herausforderung. Weiter ergeben sich gerade im Bereich der hochwertigen Verwertung von Bioabfällen durch Vergärung deutliche Kapazitätslücken.
Auch beim Kunststoffrecycling könnte es durch das eventuell kommende Exportverbot und neue Recyclingverfahren zu Engpässen bei der stofflichen und rohstofflichen Verwertung kommen. Die thermischen Verwertungskapazitäten zeigen jedoch für die Zukunft einen ausgeglichenen Markt.
1. Einleitung
Die Europäische Union (EU) hat 2018 im Rahmen neuer Rechtsvorschriften für die Abfall- und Kreislaufwirtschaft ehrgeizige Recyclingquoten erlassen. Diese sehen vor, dass ab 2025 mindestens 55 % der Siedlungsabfälle recycelt werden müssen, ab 2030 wird das Ziel angehoben auf 60 % und ab 2035 auf 65 %. Bezogen auf das Recycling wird im Kreislaufwirtschaftsgesetz - KrWG2 vom 10. August 2021 Folgendes geregelt: Die vorgegebenen Quoten für das Recycling bzw. dieVerwertung der spezifischen Abfallarten werden 1 : 1 in das KrWG übernommen. Die Erfüllung der Quoten wird durch die auf EU-Ebene veränderte Berechnungsweise (maßgeblich nur Input in die (finale) Verwertungsanlage statt Input in die vorgeschaltete Sortieranlange) verändert.
Aus den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts geht hervor, dass die Recyclingquote für Siedlungsabfälle 2019 bei rund 68 % lag (EU-Durchschnitt 48 %), wobei beachtet werden muss, dass die Mitgliedsstaaten bisher unterschiedliche Berechnungsmethoden anwenden. Die Quote für die thermische Verwertung lag bei rund 32 %, sodass die Gesamtverwertungsquote rund 98 % betrug. Bei Gewerbeabfällen, die hauptsächlich aus Produktion und Gewerbe stammen, lag die Recyclingquote weit darunter bei rund 49 % und die Gesamtverwertungsquote bei 72 %. Der hohe Wert in Deutschland liegt vor allem an der angewandten Berechnungsmethode für die Recyclingquoten von Siedlungsabfällen. Bis 2019 konnten die EU Mitgliedsstaaten aus vier unterschiedlichen Berechnungsmethoden auswählen. So galt bisher zum Beispiel in Deutschland bereits als Recycling der reine Input in R2- bis R13-Verwertungsverfahren. Schätzungen gehen davon aus, dass die tatsächliche Recyclingquote für Siedlungsabfälle vielmehr nur bei 51 % liegt. Die neuen EU Rechtsvorschriften sollen dazu führen, die statistische Ermittlung der nationalen Recyclingquoten zu vereinheitlichen. Vor diesem Hintergrund haben die Autoren in diesem Artikel hinter die Kulissen der Branche geschaut und mit einem kreativen Ansatz versucht, zu eigenen Einschätzungen zu kommen.
Copyright: | © Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH |
Quelle: | 33. Abfall- und Ressourcenforum 2022 (April 2022) |
Seiten: | 25 |
Preis: | € 12,50 |
Autor: | Dipl.-Ing. Thomas Obermeier Dipl.-Wirt.Ing. Isabelle Henkel |
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