Aalabwanderung an der Wasserkraftanlage Unkelmühle - zwei Methoden, ein Ergebnis?

Die Wasserkraftanlage Unkelmühle (Sieg) wurde mit einem flach geneigten Vertikalrechen und Fischabstiegswegen für Aal und Lachs ausgerüstet. Die Funktionsfähigkeit der Fischschutzeinrichtungen für den Aal wurde u. a. mit einem Fangmonitoring an den sohlennahen Abstiegen sowie mittels Radiotelemetrie überprüft. Mehr als 90 % der am Standort erfassten abgewanderten und telemetrierten Aale nutzten jedoch oberflächennahe Abstiegswege, entweder direkt bei Überfall am Wehr oder im Bereich des Krafthauses. Eine bodennahe Abwanderung über die Bottom Gallery wurde zwar nachgewiesen, die Telemetrie-Daten zeigten jedoch unabhängig vom Fangmonitoring deren untergeordnete Bedeutung für Aale.

1 Biologie und Gefährdung des Europäischen Aals

Der katadrome Aal (Anguilla anguilla) bildet in seinem europäischen Verbreitungsgebiet eine gemeinsame Fortpflanzungsgemeinschaft. Von dem im Bereich der Sargassosee im Atlantik gelegenen Laichgebiet wandern die frisch geschlüpften Aallarven (Leptocephali) mit dem Golfstrom an die europäischen Küsten. Auf dem letzten Abschnitt dieser Reise wandeln sich die Larven in durchsichtige, bis zu 80 mm lange Glasaale um. Aus den Mündungsgebieten der Flüsse steigen die Glasaale im Frühjahr aktiv in die Binnengewässer ein. Dort wandern die als Steigaale bezeichneten Jungfische teilweise über Hunderte von Kilometern bis in die Zuflüsse der großen Ströme auf. Im Verlaufe dieser Wanderung pigmentieren sich die Jungaale weiter und werden als sogenannte Gelbaale resident.
Nach einem zwischen 8 und 20 Jahre andauernden kontinentalen Aufenthalt wandeln sich die Gelbaale in das Blankaalstadium (Bild 1) um, und beginnen mit der Abwanderung zu ihrem Laichareal im Meer. Mit zunehmender Entfernung der Süßwasserhabitate vom Meer steigt der Anteil der weiblichen Blankaale die in der Regel eine Größe von 50 cm bis 100 cm erreichen können [1]. Nach einer über 5 000 km langen transatlantischen Wanderung erreichen die Laichtiere den Bereich der Sargassosee und der Lebenszyklus schließt sich. Während noch Ende der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts enorme Mengen an Glasaalen an den Küstenan kamen und es eine Glasaalfischerei erheblichen Ausmaßes gab, ist seit den achtziger Jahren ein dramatischer Rückgang des Glasaalaufstiegs zu verzeichnen [2]. Dieser Rückgang in der Aalrekrutierung bildet sich inzwischen auch in den Schätzungen der Gelbaal- und Blankaalpopulation ab.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 09/10 (Oktober 2021)
Seiten: 6
Preis: € 10,90
Autor: Dr. Detlev Ingendahl
Lisa Heermann
Jost Borcherding
Dr. Sebastian Emde
Dr. Stefan Staas
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Die Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen 'Moorschonende Stauhaltung' und 'Anbau von Paludikulturen' in Mecklenburg-Vorpommern
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2025)
Die Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen 'Moorschonende Stauhaltung' und 'Anbau von Paludikulturen' in Mecklenburg-Vorpommern Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern strebt bis 2040 Klimaneutralität an. Die Entwässerung der Moore verursacht knapp 30 % der landesweiten Treibhausgasemissionen - hier ist dringender Handlungsbedarf. Seit 2023 fördern AUKM-Programme die Anhebung von Wasserständen in landwirtschaftlich genutzten Mooren. Es zeigen sich viele Fortschritte, die aber weiterhin auf Genehmigungs-, Finanzierungs- und Koordinationshürden stoßen.

Paludikultur als Chance für Landwirtschaft, Bioökonomie und Klima
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2025)
Wirtschaftliche Perspektiven sind notwendig, um die Landwirtschaft für die Umstellung von entwässerter Moorboden-Bewirtschaftung auf nasse Moornutzung zu gewinnen. Paludikultur-Rohstoffe bieten großes Potenzial für Klima und Bioökonomie. Erste marktfähige Anwendungen zeigen, dass sich etwas bewegt.

Die Revitalisierung von Mooren erfordert ein angepasstes Nährstoffmanagement
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (8/2025)
Globale Herausforderungen wie der fortschreitende Verlust der biologischen Vielfalt, die Eutrophierung von Gewässern und die zunehmenden Treibhausgasemissionen erfordern die Wiederherstellung der natürlichen Funktionen von Mooren. Bis jedoch langjährig entwässerte und intensiv genutzte Moore wieder einen naturnahen Zustand erreichen und ihre landschaftsökologischen Funktionen vollständig erfüllen, können Jahrzehnte vergehen. Ein wesentlicher Grund dafür sind die hohen Nährstoffüberschüsse im vererdeten Oberboden.