Hitze und Trockenheit, Starkniederschläge und Spätfröste werden der Landwirtschaft verstärkt zu schaffen machen. Hinzu kommen neue Herausforderungen durch Krankheiten und Schädlinge.
Mehr CO2 in der Luft wirkt ertragssteigernd. Wärmeliebende Kulturen, wie Mais, Soja, Hirse, aber auch Reben, werden profitieren, sofern die Wasserversorgung ausreicht. Vielfältige Anpassungsmaßnahmen
in Pflanzenbau und Viehhaltung sind notwendig. Bewässerung wird primär beim Anbau von Sonderkulturen an Bedeutung gewinnen. Erosionsschutz wird als Vorsorge unabdingbar.
Seit 1881 ist das Jahresmittel der Lufttemperatur in Baden-Württemberg bereits um 1,5 °C angestiegen und wird nach Auswertungen regionaler Klimamodelle bis 2100 um weitere 3 bis 4 Grad (RCP8.5) steigen. Mit der Temperaturerhöhung einher geht eine deutliche Erhöhung der Anzahl der Hitzetage mit mindestens 30 °C. Das bisherige Hitzerekordjahr 2003 wäre gegen Ende des Jahrhunderts ein Normaljahr. Bei den Niederschlagsprojektionen gibt es große Unterschiede zwischen den Klimamodellen. Die Mehrzahl der Modelle weist auf zunehmende Niederschläge im Winter und abnehmende Niederschläge im Sommerhalbjahr hin. Auch weil die Evapotranspiration mit der Lufttemperatur exponentiell steigt, muss man damit rechnen, dass Trockenperioden in der Vegetationsperiode zunehmen. Die Modelle weisen aber auch darauf hin, dass Starkniederschlagsereignisse in Anzahl und Intensität zunehmen werden. Der Deutsche Wetterdienst schätzt, dass bereits heute Niederschlagsereignisse von 400 mm
pro Tag möglich sind, in Zukunft noch mehr. Auch die Häufigkeit von Großwetterlagen, die mit Gewitter und Hagel einhergehen, soll eher zunehmen.
In Folge der Erwärmung hat sich die Vegetationsperiode seit 1950 schon um etwa 10 Tage verlängert; vor allem beginnt sie früher.
Dieser Trend wird sich mit steigender Temperatur fortsetzen und ermöglicht in mehr Regionen den Anbau wärmeliebender und spätreifender Kulturen und Sorten. Die Ausdehnung des Anbaus der wärmebedürftigen Sojabohne ist ein Indiz dafür (7 600 ha in Baden-Württemberg 2019). Gerade im Garten-, Obst- und Weinbau wird vieles ausprobiert und möglich, woran früher nicht zu denken war. Der Huglin-Index ist ein Wärmesummenparameter, der die klimatische Rebsorteneignung charakterisiert.
Im Jahr 2018 erreichten fast alle Regionen Baden-Württembergs, mit Ausnahme der Mittelgebirge, einen Huglin-Index von 1 900 und mehr, ein Wert, der entsprechende Lagen und Regionen als im Prinzip geeignet für Cabernet Sauvignon und Merlot ausweist, also Rebsorten, die bisher vorwiegend in mediterran geprägten Klimaten zu finden sind.
Die Winter werden im Durchschnitt wärmer. Allerdings muss auch weiterhin mit Kaltlufteinbrüchen und Frostperioden gerechnet werden. Eine verminderte Kälteresistenz der Winterungen und Dauerkulturen sowie die Vorverlagerung pflanzlicher Entwicklungsvorgänge - die Pflanzen blühen im Durchschnitt früher - erhöhen dann das Risiko von Auswinterungen und Spätfrostschäden. Getreidearten können eine längere warme Vegetationszeit nicht unbedingt in höheren Ertrag umsetzen. Getreide reift nach
Erreichen einer bestimmten Wärmesumme ab. Je schneller diese Wärmesumme erreicht wird, desto früher wird die Druschreife erreicht. Bei höheren Durchschnittstemperaturen während der Vegetationsperiode wird die Kornfüllungsphase verkürzt. Kommt Trockenheit hinzu, wird die Notreife eingeleitet. Zunehmend wohler werden sich auch wärmeliebende Schädlinge fühlen. Sie finden bessere Überwinterungsbedingungen vor, bilden mehr Generationen aus, erweitern ihr Verbreitungsgebiet oder wechseln vom Gewächshaus ins Freiland.
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Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
Quelle: | Wasserwirtschaft - Heft 06 (Juni 2021) |
Seiten: | 4 |
Preis: | € 10,90 |
Autor: | Dr. Holger Flaig |
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