Nicht zuletzt die aktuellen Diskussionen um die Möglichkeiten einer gemeinsamen Erfassung und Aufbereitung von Restabfall und Verpackungen haben einem breiteren Kreis der abfallwirtschaftlichen Fachwelt eine Tatsache bewusst gemacht: Die technischen Voraussetzungen der Abfallaufbereitung im Hinblick auf effiziente Verwertungsstrategien und deren praktische Umsetzung haben sich im vergangenen Jahrzehnt maßgeblich gewandelt.
Hauptursache dieser Entwicklung war die Verpackungsverordnung und der durch sie initiierte flächendeckende bundesweite Feldversuch“, ehemals im Hausmüll enthaltene und nun getrennt zu erfassende Abfallkomponenten einer Verwertung zuzuführen. Die Konsequenzen in Bezug auf die Abfallaufbereitungstechnologie waren eine zweigleisige Entwicklung. Zum einen wurde das Modell einer Rohstoffrückgewinnung aus gemischten Siedlungsabfällen übergangsweise zur abfallwirtschaftlichen Auslaufvariante, um wenige Jahre später unter anderen Vorzeichen als MBA wieder Bedeutung zu erlangen. Zum anderen kam es schlagartig zu einer bislang einmaligen Nachfrage nach Anlagentechnik zur Verarbeitung der getrennt gesammelten Wertstoffgemische.
Die Besonderheiten der aufbereitungstechnischen Problemstellungen blieben vergleichbar: Ein in allen Belangen heterogener Rohstoff musste in definierte Sekundärrohstoffe aufgetrennt werden. Und diese Heterogenität in Verbindung mit realen Budgets für Abfalltechnologie haben zur Folge, dass Neuentwicklungen nur in der großtechnischen, betrieblichen Umsetzung zu erproben sind.
Grundverschieden war aber die Ausgangssituation. Zwar waren die ersten technischen Lösungen zum Verpackungsrecycling aufgrund des hohen zeitlichen Umsetzungsprodukts noch unzureichender als das bereits zur Verfügung stehende technische Instrumentarium. Bundesweit zunächst etwa 400 Sortieranlagen bildeten aber einen echten Markt für maschinen- und verfahrenstechnische Innovation. Hierbei musste nicht das Rad neu erfunden werden. In der Regel liegt die Innovationsleistung in der geeigneten Adaption und Fortentwicklung an sich bekannter physikalischer und aufbereitungstechnischer Prinzipien und deren verfahrenstechnischer Integration zum robusten betrieblichen Prozess. Ausschlaggebend sind folglich Anwendungsbreite und Erfahrung.
Es brauchte daher nicht einmal zehn Jahre mit zwei bis drei Innovationsschüben, bis die verfahrenstechnischen Aufgabenstellungen nicht nur theoretisch, sondern auch in der praktischen Umsetzung mit dem Ergebnis hocheffizienter leistungsstarker Anlagentechnik in mehreren modellhaften Projekten quasi abschließend gelöst wurden. Neuentwicklungen der Verpackungssortierung lassen sich in andere Bereiche der Abfallaufbereitung einbinden und werden hierfür auch zunehmend adaptiert. Techniken und Möglichkeiten sollen im Weiteren im Überblick und exemplarisch diskutiert werden.
Copyright: | © Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH |
Quelle: | 16. Kasseler Abfallforum-2004 (April 2004) |
Seiten: | 11 |
Preis: | € 5,50 |
Autor: | Dr. Joachim Christiani |
Diesen Fachartikel kaufen... (nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links) | |
Artikel weiterempfehlen | |
Artikel nach Login kommentieren |
Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.
Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.
In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.