Zur Berechnung der Schädigungsraten von Fischen bei der Turbinenpassage

Die physikalischen Belastungen von Fischen während der Turbinenpassage sowie die daraus resultierenden Schäden können ausgehend von Auslegungskriterien für hydraulische Maschinen, zu Schädigungsmechanismen und Wahrscheinlichkeitsbetrachtungen modelliert werden. Die Anwendung erklärt Differenzen bisheriger Modellansätze, verweist auf einen erheblichen Einfluss des Fischverhaltens auf die Schädigungsraten und zeigt eine grundsätzliche Eignung von Modellen zur Bewertung gewässerökologisch relevanter Größenordnungen.

Für das ökologische Management von Wasserkraftanlagen ist die Bewertung der Schädigungs- bzw. Mortalitätsraten von flussabwärtswandernden Fischen bei der Turbinenpassage von grundlegender Bedeutung. Neben experimentellen Ansätzen bestehen für Kaplan- und Francis-Turbinen Modelle zur Prognose der Schädigungsraten. Von besonderer Bedeutung sind hierbei Modelle, die die wesentlichen physikalischen Abläufe der Turbinenpassage berücksichtigen und somit eine breite Anwendbarkeit
sowie die korrekte Berücksichtigung verschiedener Betriebszustände in Aussicht stellen. Die Anwendbarkeit ist in der Praxis mangels ausreichender Kenntnis der zugrundeliegenden hydraulischen Parameter häufig beschränkt. Auch bestehen konkurrierende Modelle mit unklarer Abgrenzung der Aussagefähigkeit. Und schließlich
bedürfen auch diese physikalisch motivieren Modelle empirisch abgeleiteter Faktoren, um Zusammenhänge zwischen den berechenbaren physikalischen Belastungen und resultierenden biologischen Reaktionen herzustellen. Forschungsarbeiten zu verschiedenen Teilaspekten der Fischschädigung erlauben prinzipiell detaillierte und fundierte
Modellierungs-Ansätze, die vor allem in Verbindung mit hydronumerischen bzw. CFD-Studien genutzt werden. Sie erlauben jedoch auch die Entwicklung einfacher grundlagenbasierten Modellierungen mit breiter Anwendbarkeit. Der vorliegende Artikel zeigt die Grundzüge einer entsprechenden Modellierung und die Anwendung auf einen exemplarischen Datensatz. Die Anwendung verdeutlicht zudem den Einfluss verschiedener, bisher nicht berücksichtigter Aspekte.
Der Beitrag beschränkt sich auf Kaplan-Turbinen. Die Modellierungsmethodik kann für weitere Typen von Reaktions-Turbinen (z. B. Francis-, Diagonal-, Propeller-Turbine) entsprechend angepasst werden. Auch wird im gegebenen Rahmen nicht auf Fischart-spezifische Eigenheiten eingegangen.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 12 (Dezember 2020)
Seiten: 8
Preis: € 10,90
Autor: Dipl.-Phys. Franz Geiger
Mathilde Cuchet
Prof. Dr. Peter Rutschmann
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.

Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.

In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.