Bestimmung von Atmungsaktivität und Gasbildungspotential - Neueste Erkenntnisse betreffend Fehlinterpretationen

In Deutschland und Österreich ist die Deponierung von mechanisch-biologisch vorbehandelten Abfällen ähnlich geregelt. Wesentlichster Unterschied ist, daß in Deutschland der Anlagenbetreiber zum Nachweis der biologischen Stabilität Atmungsaktivität oder Gasbildung untersuchen lassen darf, während in Österreich beide Parameter zu bestimmen sind.

Das der nach österreichischer Gesetzeslage vorgeschriebene Mehraufwand durchaus sinnvoll ist, zeigen Untersuchungen bei denen die Atmungsaktivitätsbestimmung Minderbefunde lieferte. Bei ausreichend stabilisiertem Restmüll treten in der Regel keine Minderbefunde auf. Bei Mängeln im Verlauf der biologischer Behandlung - z.B. Austrocknen des Materials durch zu intensive Belüftung, mangelhafte Sauerstoffversorgung - können lag-Phasen oder Hemmeffekte gravierende Minderbefunde hervorrufen. Da eventuell auftretende Mängel während der Behandlung dem Analytiker nicht bekannt sind, müssen bei "unbekannten" Materialien aerober und anaerober Test parallel durchgeführt werden.
 
Durch geeignete Probenaufbereitung (Vorbelüften des Untersuchungsmaterials) können derartige Effekte zwar vermindert, aber nicht 100%ig ausgeschlossen werden. Bei reaktiven Materialien verfälschen manchmal lag-Phasen oder "Selbsthemmung" das Meßergebnis. Durch Zugabe von leicht verfügbarem Kohlenstoff (z.b. Glukose) können Hemmeffekte erkannt, durch Intensivbelüftung des Probenmaterials sogar vermindert werden. Die sich nach Intensivbelüftung ergebenden Meßergebnisse erlauben jedoch nur eine grobe Abschätzung der Reaktivität. In einigen Fällen - solche wurden allerdings bei MBA-Material bisher noch nicht nachgewiesen - wurden auch Mehrbefunde festgestellt.
 
Das Meßprinzip des Sapromat interpretiert Unterdruck als Sauerstoffverbrauch. Auch ein durch chemische Reaktionen bzw. Nitrifikation/Denitrifikation verursachter Unterdruck wird daher als Sauerstoffverbrauch ausgewiesen. Durch Zugabe von Alithioharnstoff (ATH) bzw. Gift (Natriumacid) konnten derartige Effekte bei der Untersuchung von Klärschlämmen und Altlastenmaterialien erkannt bzw. rechnerisch kompensiert werden.



Copyright: © Wasteconsult International
Quelle: Abfallforschungstage 2004 (Juni 2004)
Seiten: 15
Preis: € 0,00
Autor: Dipl.-Ing Erwin Binner
 
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