Die Seeforellenlaichwanderung in der Hasliaare 2019 im Kontext abiotischer Faktoren

Zur Untersuchung des Wanderverhaltens der Seeforelle (Salmo trutta) wurden mit einer Fischzählanlage, bestehend aus Resistivity Fish Counter, Videomonitoring und Fischleitsystem, die migrierenden Seeforellen in der Mindestwasserstrecke der Hasliaare bei Innertkirchen, Schweiz, erfasst und der Einfluss ausgewählter abiotischer Faktoren statistisch geprüft. Insgesamt konnten 269 Seeforellenbewegungen nachgewiesen werden. Die sich ändernden abiotischen Faktoren beeinflussten das Wanderverhalten beim Laichauf- und -abstieg bis hin zu einer Unterbrechung der Wanderung, ausgelöst durch niedrige Wassertemperaturen.

Das Gewässerschutzgesetz der Schweiz schreibt die Wiederherstellung der freien Fischwanderung bis 2030 vor. Dabei wird das Ziel verfolgt, die Fließgewässer für diadrome und potamodrome Arten wieder durchgängig zu machen. Auch in Mindestwasserstrecken, im Schweizer Sprachgebrauch auch als Restwasserstrecke bezeichnet, sollen Fischwanderungen durch ausreichende Mindestwassermengen gewährleistet werden. Eine zentrale Zielart beim Erhalt und der Förderung von Wanderfischen ist die stark gefährdete Seeforelle (Salmo trutta), die auch in der Hasliaare als prioritäre Art gilt. Damit die Seeforellenpopulation des Brienzersees überlebensfähig bleibt, ist es grundlegend, dass die Laichhabitate von den aus dem Brienzersee aufsteigenden Seeforellen erreicht werden können. In einem ersten Schritt zur Entwicklung geeigneter Managementkonzepte wurde im Rahmen der Masterarbeit von Greter untersucht, wann und bei welchen abiotischen Bedingungen die Laichwanderung in der Hasliaare stattfindet. Die Seeforelle in der Hasliaare ist ein Ökotyp der atlantischen Forelle und lebt vorwiegend in Seen. Zur Reproduktion vollzieht sie Laichmigrationen in Zubringerbäche und wandert als Jungfisch aus den Fließgewässern in die Seen ab, um sich dort durch das größere Nahrungsangebot, die geringeren Forellendichten
und die höheren Wassertemperaturen besser entwickeln zu können als im Fließgewässer. Während der Laichwanderung wird das Befinden bzw. das Verhalten des Adultfisches von abiotischen und biotischen Reizen sowie der Wechselwirkung von Genetik, Morphologie, Kognition, Physiologie und dessen Lebensgeschichte beeinflusst. Umweltfaktoren können die Fischwanderung flussaufwärts auslösen, aber auch hemmen. Die Wassertemperatur beispielsweise beeinflusst den Stoffwechsel und somit die
Aktivität von Salmoniden. Der Abfluss beeinflusst die Zugänglichkeit der Flüsse für zurückkehrende adulte Salmoniden sowie die Geschwindigkeit der stromaufwärts und stromabwärts verlaufenden Wanderung, und extreme Abfluss- und Temperaturänderungen können die Aktivität und das Überleben der migrierenden Salmoniden beeinträchtigen. Weitere abiotische Faktoren, welche die Laichmigration der Forellen beeinflussen können, sind die Wetterbedingungen und die Tageszeit, die wiederum Einfluss auf die Lichtverhältnisse haben. Beispielsweise wurde in einer Studie mit Seeforellen beobachtet, dass sie vorwiegend bei oder direkt nach trübem, regnerischem Wetter wanderten. Abseits der genannten Umweltparameter können auch die Morphologie des Fließgewässers sowie künstliche Bauwerke Einfluss auf die Laichwanderung haben.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 02/03 (Februar 2021)
Seiten: 8
Preis: € 10,90
Autor: M. Sc. Rafael Greter
Matthias Meyer
Dipl.-Ing. Dr. Kurt Pinter
Prof. Dr. Michael Döring
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Talsperren - Essenziell fuer die Minderung der Klimawandelfolgen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Die Bedeutung von Talsperren und Wasserspeichern wird in diesem Beitrag im Kontext des Klimawandels und der steigenden globalen Wassernachfrage betrachtet. Die Diskrepanz zwischen Wassernachfrage und verfügbarer Speicherkapazität wächst aufgrund von Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Rückgang der Süßwasservorräte. Viele große Talsperren weltweit sind über 50 Jahre alt, was zum Teil Bedenken hinsichtlich ihrer Standsicherheit und Verlandung des Stauseevolumens aufwirft. Die Verlandung ist ein weltweit zunehmendes Problem. Ohne nachhaltige Maßnahmen werden bis 2050 viele Stauseen im Mittel bis zu 50 % verlandet sein. Eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung und Maßnahmen zur Minderung der Stauraumverlandung angesichts eines wachsenden globalen Wasserspeicherbedarfs sind unabdingbar.

Ressourcenorientierte Sanitärsysteme für nachhaltiges Wassermanagement
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Abwassersysteme stehen infolge des Klimawandels und der Ressourcenknappheit vor Herausforderungen. Ressourcenorientierte Sanitärsysteme (NASS) ermöglichen durch eine getrennte Erfassung einzelner Abwasserteilströme (z. B. Grauwasser, Urin) eine gezielte Behandlung und Ressourcenrückgewinnung vor Ort. Zudem können sie bestehende Infrastrukturen entlasten. Praxisbeispiele verdeutlichen aktuelle Anwendungen von NASS. Das Projekt BeReit zeigt, dass eine Urinseparation den Belüftungsbedarf und Spurenstoffemissionen von Kläranlagen reduzieren kann.

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.