Warum sollte eine Volkswirtschaft für Getränkeverpackungen Mehrweggebinde be-vorzugen? Getränkeverpackungen stehen dabei wegen ihrer Alltäglichkeit im Mittelpunkt der Diskussion (Hauer et al. 2020, Runder Tisch 2020). Die im Vergleich zu anderen Kunststoffprodukten geringe Werkstoffvielfalt erlaubt meist eine verhältnismäßig einfache Kreislaufführung über die Abfallwirtschaft durch Sortierung und Recycling. Das aufwendige Sammeln, Sortieren und Recycling von PET führt selbst in abfallwirtschaftlich hochentwickelten Ländern wie Österreich zu einer Kreislaufquote von gerade einmal 14 % in dasselbe Produkt Einwegflasche (eigene Berechnungen). Damit kommt dem Material PET gerade einmal eine 1,3-fache Verwendung zu. Schon Eine zweite Nutzung im Sinne von Mehrweg wäre bereits ressourcenschonender.
Warum sollte eine Volkswirtschaft für Getränkeverpackungen Mehrweggebinde bevorzugen? Das Hauptargument, welches für die Bevorzugung von Mehrweggebinden spricht, liegt in der Abfallvermeidung. Die volkswirtschaftlichen Vorteile von weniger Abfall begründen sich in den geringeren Ressourcenverbräuchen, woraus verminderte externalisierte Kosten für Umweltverschmutzung und eine geringere Klimaerwärmung resultieren. Ziel des Projektes BottleProfit, Vergleich der Gewinne der wichtigsten Marktteilnehmer bei Ein- und Mehrweggetränkeverpackungen, war es, aufzuzeigen, welchen wirtschaftlichen Vor- oder Nachteil Schlüsselbranchen im Zuge einer Einweg-PET-Verpackung und einer Mehrweg-Glasverpackung haben. Es wird angenommen, dass einige Marktteilnehmer einen höheren Einfluss auf die Entscheidung haben, ob ein Getränk in einer Einweg- oder einer Mehrwegverpackung angeboten wird als andere. Erstere wurden als Schlüsselbranchen bezeichnet. Es sind dies Verpackungshersteller, Abfüller, Handel und Abfallwirtschaft. Das Projekt beruht auf einer Recherche und einem Berechnungsmodell über Wertschöpfung einer Einweg- und einer Mehrweg-Getränkeverpackung für die ausgewählten Markteilnehmer. Die Gewinne der betrachteten Schlüsselbranchen in Bezug auf Einweg- und Mehrwegsysteme unterscheiden sich massiv. Der auf die Getränkeverpackung bezogene Gewinn reduziert sich im Mehrwegsystem auf 24 %. Die Differenz geht in höhere Herstellkosten. Für die Schlüsselbranchen ist es wirtschaftlich sehr vorteilhaft, Einwegsysteme gegenüber Mehrweg zu bevorzugen. Will man den Mehrweganteil erhöhen, ist ein Markteingriff durch den Regelsetzer nötig. Die Festlegung einer verpflichtenden Mehrwegquote wäre eine naheliegende Möglichkeit.
Copyright: | © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben |
Quelle: | Recy & Depotech 2020 (November 2020) |
Seiten: | 10 |
Preis: | € 5,00 |
Autor: | Mag. Dr. Martin Wellacher Sophie Kastelic |
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