Co-Processing von Ersatzbrennstoffen: Beitrag der Zement-industrie zur Recyclingrate

Der Einsatz von Ersatzbrennstoffen (EBS) gewinnt in der Zementindustrie immer mehr an Bedeutung. In Österreich besonders hervorzuheben sind dabei kunststoffrei-che EBS, die mittlerweile den größten Anteil der eingesetzten Ersatzbrennstoffe aus-machen (Mauschitz 2019; Sarc et al. 2020). Auch die Zementindustrie könnte dadurch einen Beitrag zur Erreichung der im EU Kreislaufwirtschaftspaket festgelegten Recyclingziele leisten, sofern der recycelte bzw. in den Klinker eingebundene Anteil des EBS auch rechtlich als stoffliches Recycling anerkannt und den EU Recyclingzielen zugerechnet wird. An der Montanuni-versität Leoben wurde daher mittels Analysen des Aschegehalts und der Aschezu-sammensetzung damit begonnen, eine wissenschaftlich fundierte Datengrundlage für diese Fragestellung zu schaffen.

Werden Ersatzbrennstoffe (EBS) aus nicht gefährlichen Siedlungs- und Gewerbeabfällen in der Zementindustrie mitverbrannt, wird dieser Prozess in der Abfallhierarchie der thermischen Verwertung zugeordnet. Die Asche, die bei der Verbrennung des EBS entsteht, wird beim Co-Processing jedoch in das Produkt, den Zementklinker, eingebunden. Bestimmte Aschebestandteile (z.B.: CaO, SiO2, Al2O3, Fe2O3), die einen Großteil (rd. 76 %) der EBS Asche ausmachen, stellen außerdem wichtige Rohstoffe für die Zementherstellung dar und werden üblicherweise in Form von Primär- oder Sekundärrohstoffen eingebracht (z.B. Kalkstein, Ton, Sand, Eisen-erz, Walzzunder, Kalkschlämme etc.). Aus diesem Grund können EBS nicht nur Pri-märbrennstoffe ersetzen, sondern zu bestimmten Teilen auch zur Substitution von Primärrohstoffen beitragen, weshalb ein bestimmter Anteil des EBS beim Co-Processing technisch gesehen stofflich verwertet wird. Der genaue Anteil kann mit Hilfe des R-Index, der auf Ascheuntersuchungen basiert, bestimmt werden. Eine 'gemischte Verwertung', bei der sowohl die thermische als auch stoffliche Verwertung berück-sichtigt wird, ist in einzelnen Ländern der Europäischen Union bereits anerkannt. Die Europäische Union hat bis 2028 Zeit, um zu entscheiden, ob das Recycling minerali-scher Bestandteile beim Co-Processing den Recyclingquoten des EU Kreislaufwirt-schaftspakets angerechnet werden soll. Im Falle einer Anerkennung könnte die Ze-mentindustrie in Österreich einen Recyclingbeitrag in der Größenordnung von ca. 1 % des Gesamtsiedlungsabfallaufkommens leisten. Einen wichtigen Grundstein legt dabei eine Norm zur Bestimmung des R-Index, die derzeit erarbeitet wird und mit de-ren Fertigstellung voraussichtlich 2023 zu rechnen ist.



Copyright: © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben
Quelle: Recy & Depotech 2020 (November 2020)
Seiten: 8
Preis: € 4,00
Autor: Dr.mont. Sandra Viczek
Dipl.-Ing. Dr.mont. Alexia Tischberger-Aldrian
Dipl.-Ing. Dr. mont. Renato Sarc
Dipl.-Ing. Christian Lampl
 
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