Mit der Umsetzung des Europäischen Kreislaufwirtschaftspaketes wurde eine Vielzahl neuer Recyclingziele implementiert. Zusätzlich werden bei diesen auch die erzielten Recyclingqualitäten betrachtet. Es wurde jedoch im Zuge dessen verabsäumt, die bestehende Recyclingquotenberechnung um qualitative Aspekte zu erweitern.
Aus dieser Notwendigkeit heraus wurde ein neuer Ansatz zur quantitativen und qualitativen Bewertung von Recyclingleistungen entwickelt, der auf Statistischer Entropie (SE) basiert. Mit dem neuen SE Bewertungsansatz wird die Recyclingleistung nicht - wie bisher - alleine auf Basis der ausgebrachten Recyclingmenge und des Gesamtdurchsatzes bewertet, sondern auch anhand der tatsächlichen Qualitäten (Reinheit) der ein- und ausgehenden Materialströme. Der qualitative Aspekt wird dabei durch die erzielte Konzentration des recycelten Zielmaterials (z.B. PET bei Kunststoffsortierung) ausgedrückt. So wird die bestmögliche Recyclingleistung durch eine maximale Ausbringung und Konzentrierung des Zielmaterials in einem Prozessoutput erreicht. Das Endergebnis der SE Bewertung, definiert als Recyclingeffektivität (RE), gibt somit Auskunft über die quantitative und qualitative Leistung von Recyclingprozessen.
Die neuen Recyclingvorgaben der Europäischen Union (EU) erfordern deutliche Steigerungen der nationalen Recyclinganstrengungen, wobei hierbei auch die erzielten Recyclingqualitäten miteinbezogen werden müssen. Allerdings setzt die EU bei der Kontrolle der erbrachten Recyclingleistungen der einzelnen Mitgliedsstaaten auf eine rein quantitativ bemessene Recyclingquote. Dieser Umstand könnte dazu führen, dass die gesteigerten Recyclingziele vor allem durch höhere Materialdurchsätze er-reicht werden, und somit ohne ausreichende Berücksichtigung der erbrachten Qualitäten. Durch die bestehende Recyclingquotenbewertung werden daher weiterhin Recyclingprozesse mit gleich hohen Mengendurchsätzen, jedoch abweichenden Recyclingqualitäten, gleich hohe Recyclingquoten erzielen. Es ist davon auszugehen, dass derartige Verzerrungen sich nachteilig auf die abfallwirtschaftlichen Ziele aus-wirken werden, sofern qualitative Recyclingunterschiede weiterhin nicht ausreichend in der Leistungsbewertung berücksichtigt werden. Dies würde langfristig nicht nur auf Kosten der Qualitäten gehen, sondern auch zu irreversiblen Materialverlusten inner-halb der Kreislaufwirtschaft (CE) führen (Haupt et al. 2017; Kral et al. 2013). Es ist daher notwendig, eine zusätzliche Bewertungsmethode für Recyclingprozesse zu de-finieren, bei der quantitative und qualitative Recyclingaspekte mit einer Metrik ausgedrückt werden und dadurch fundierte Vergleiche zwischen unterschiedlichen Recyclingtechnologien bzw. dem Recycling von EU-Mitgliedsstaaten möglich sind.
Copyright: | © Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben |
Quelle: | Recy & Depotech 2020 (November 2020) |
Seiten: | 4 |
Preis: | € 2,00 |
Autor: | M.Sc. Caroline Evelin Roithner Professor Dipl.-Ing. Dr. Helmut Rechberger |
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