Gerechte Verteilung limitierter Wasserressourcen in Entwicklungs- und Schwellenländern

In vielen strukturschwachen Regionen der Welt führen limitierte Wasserressourcen zu einer
defizitären Wasserversorgung. Da herkömmliche Verteilsysteme für einen bedarfsdeckenden Betrieb konzipiert sind, führt ein nicht bedarfsdeckender Betrieb zu einer hydraulisch bedingten ungerechten Wasserverteilung. Dieser Beitrag beschreibt ein Verteilsystem, das auf Basis einfacher Lösungen auch bei einem nicht bedarfsdeckenden Betrieb eine gerechte Wasserverteilung
ermöglicht. Die Umsetzung und Evaluierung erfolgte in einer Karstregion im Norden Vietnams.

Wasser ist ein fundamentales Gemeingut und als essenzielles Lebensmittel unverzichtbar für den Menschen. In hygienischer Anwendung erhält es die Gesundheit und verhindert die Ausbreitung von Krankheiten und Epidemien. Darauf aufbauend bildet eine funktionierende Wasserversorgung die Basis jeglicher Entwicklung in Landwirtschaft, Handel sowie Industrie und ist somit unabdingbarer Bestandteil der Infrastruktur einer modernen Gesellschaft. Daher wurde der Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu einer sanitären Grundversorgung durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) am 28. Juli 2010 zum Menschenrecht erklärt. Diese Forderung wurde am 25. September 2015 auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung durch die Formulierung der Agenda 2030 weiter konkretisiert. Es wird der sichere und bezahlbare Zugang zu Trinkwasser für jeden Menschen auf der Welt bis zum Jahre 2030 gefordert. Trotz vieler internationaler Anstrengungen haben heute jedoch immer noch ca. 785 Mio. Menschen keinen Zugang zu einer grundlegenden Trinkwasserversorgung. Zudem sterben jährlich etwa 2 Mio. Menschen an den Folgen einer unzureichenden Wasserversorgung.

Eine der Hauptursachen hierfür sind die zeitlich und räumlich sehr unterschiedlich verteilten globalen Wasserressourcen und die Vielzahl der daraus resultierenden physischen Wasserknappheiten. Trotz deren weltweiten Auftretens, ist die defizitäre Wasserversorgung jedoch vorwiegend ein Problem in Entwicklungs-und Schwellenländern. Industrienationen stehen aufgrund ihrer ökonomischen und technischen Entwicklung hochentwickelte Technologien sowie deren sachgemäße Anwendung zur Verfügung, um ausreichende Wasserressourcen zu erschließen und zu verteilen. Beispiele hierfür sind die Meerwasserentsalzungsanlagen in den Wüstenregionen der arabischen Halbinsel oder die Fernwasserversorgungssysteme in den Karstregionen Mitteleuropas. In vielen Entwicklungs-und Schwellenländern können diese Technologien aufgrund der hohen finanziellen, technischen und organisatorischen Aufwendung jedoch meist nicht nachhaltig genutzt werden. Zusätzlich kann hier das vorhandene Wasserdargebot aufgrund mangelhaft geplanter, umgesetzter und betriebener Wasserverteilungssysteme oft nicht gemäß den anerkannten Regeln der Technik an die Bevölkerung verteilt werden. Erschwerend zu der klimatisch und naturräumlich bedingten physischen Wasserknappheit ergibt sich also eine technisch bedingte ökonomische Wasserknappheit.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 10 (Oktober 2020)
Seiten: 8
Preis: € 10,90
Autor: Dr.-Ing. David Walter
Katrin Trautwein
Dr.-Ing. Peter Oberle
Prof. Dr.-Ing. Franz Nestmann
Dr.-Ing. Hoang Thai Duong Vu
 
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