Landesweite Niederschlagsmessung mit Richtfunkstrecken des Handynetzes

Viele Mobilfunkmasten sind mittels Richtfunkstrecken untereinander verbunden. Niederschlag führt entlang dieser Strecken zu einer starken Signalabschwächung. Diesen Effekt machen sich Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und der Universität Augsburg zu Nutzen, um mit Daten von 4 000 Richtfunkstrecken deutschlandweit Niederschlagskarten zu erstellen, die eine gute Übereinstimmung mit den Daten des DWD zeigen. Für die Zukunft ist geplant, die Technik sowohl mit Radardaten zu kombinieren als auch in Westafrika einzusetzen.

Die hohe räumliche und zeitliche Variabilität von Niederschlag macht die genaue Messung zu einer Herausforderung. Für die Vorhersage von Hochwasserereignissen und für deren rückblickende Analyse sind diese genauen Niederschlagsmessungen jedoch essenziell. Pluviometer (ein Niederschlagstopf, der die Regenmenge in einem bestimmten Zeitraum aufnimmt und misst) bieten zwar eine hohe Genauigkeit bei der Erfassung der Niederschlagsmenge, die räumliche Repräsentativität dieser Messmethode ist aber eingeschränkt, v. a. bei kurzen Zeitintervallen. Lokale Effekte, z. B. durch Wind, können darüber hinaus zu systematischer Über-oder Unterschätzung führen. Die Niederschlagsmessung mittels Wetterradar bietet hingegen den Vorteil einer großen räumlichen Abdeckung. Die Genauigkeit der Bestimmung der Niederschlagsintensität ist jedoch durch verschieden Fehlerquellen eingeschränkt, z. B. durch die große Sensitivität auf unterschiedliche Tropfengrößenverteilungen oder dadurch, dass zum Teil mehr als 2 km über dem Boden gemessen wird.

Eine zusätzliche Möglichkeit Niederschlagsinformation zu erhalten, ist die Nutzung von Richtfunkstrecken. Schon in den 1930er-Jahren wurde erkannt, dass Niederschlag bei Funkverbindungen im Mikrowellenbereich zu starker Signalabschwächung führt. Dieser für die Kommunikationstechnik störende Effekt wurde im Laufe der Jahre auch schon mittels dedizierter Richtfunkstrecken von Forschern für die Bestimmung des Niederschlags anhand der gemessenen Signalabschwächung genutzt. Der Durchbruch dieses Messprinzips wurde jedoch erst durch das starke Wachstum des Mobilfunknetzes ermöglicht. Da viele Mobilfunkmasten mittels Richtfunkstrecken miteinander verbunden sind, steht nun eine wachsende Anzahl dieser potentiellen Niederschlagssensoren zur Verfügung.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 10 (Oktober 2020)
Seiten: 2
Preis: € 10,90
Autor: Dr. Christian Chwala
Prof. Harald Kunstmann
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Verfassungsrechtliche Erfordernisse der Biodiversitätssicherung nach der Klimaschutzentscheidung des BVerfG
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2024)
Angesichts von drei miteinander verflochtenen tiefgreifenden Umweltkrisen - der Klimakrise, der Biodiversitätskrise und der weiterhin bestehenden Krise der Umweltverschmutzung - wird nach wirksamen politischen Ansätzen gesucht, den Problemen zu begegnen. In globaler Perspektive am ambitioniertesten - weil allumfassend - ist bislang die Transformationsstrategie des 'EuropeanGreenDeal' der EU-Kommission,1 die allerdings selbst in Schwierigkeiten geraten ist, sichtbar etwa in Kompromissen bei der Luftreinhaltepolitik, dem Zögern in der Weiterentwicklung der Chemikalienpolitik oder der Anerkennung fragwürdiger Risikotechnologien, wie etwa der Atomenergie, als Nachhaltigkeitsinvestition im Rahmen der EU-Taxonomie-Verordnung.

Möglichkeiten und Grenzen der Verfahrensbeschleunigung in Krisenzeiten durch Einschnitte bei UVP und SUP
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2024)
Dass Planungs- und Genehmigungsverfahren in Deutschland zu lange dauern, ist kein Geheimnis. Auch Jahrzehnte nach der Einleitung noch nicht abgeschlossene Großprojekte sind eher die Regel als die Ausnahme. Insbesondere die Klimakrise und die durch den Angriffskrieg der Russischen Föderation auf die Ukraine ausgelöste Energieversorgungskrise erfordern eine möglichst rasche Planung, Genehmigung und Umsetzung der benötigten Energieinfrastrukturvorhaben.

Meeresschutz und Klimawandel
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (6/2024)
Zum Gutachten des Internationalen Seegerichtshofs im Fall 'Climate Change and International Law'