An drei Wasserkraftanlagen wird der Schutz von Fischpopulationen untersucht. Neben dem technischen Schutz an der Anlage ist die Bedeutung der hydromorphologischen Änderungen des Gewässers ober- und unterhalb der Wasserkraftanlagen von Bedeutung.
Künstlich geschaffene Strukturen wie Dämme und Wehre (im Folgenden zusammenfassend als Querbauwerke bezeichnet), ob mit oder ohne Wasserkraftwerk, verändern den aquatischen Lebensraum und damit die Fischartengemeinschaften und können Fischpopulationen außerdem teils relativ kleinräumig voneinander separieren [1]. Wenn Querbauwerke die Fischpassage einschränken, ist daher eine Wiederherstellung der Konnektivität erforderlich, um den von der EU-Wasserrahmenrichtlinie geforderten 'guten ökologischen Zustand" erreichen zu können [2]. Bei Querbauwerken mit Wasserkraftanlagen kommt neben einer Behinderung der Wanderbewegungen der Fische hinzu, dass abwandernde Individuen an den Turbinen geschädigt werden können [3]. Verletzungsmöglichkeiten bestehen aber auch an den zum Fischschutz eingebrachten Strukturen, wie zum Beispiel an Feinrechen [4] oder Bypässen und den sich daran anschließenden Installationen.
Neben diesen direkten Schädigungen durch die technischen Installationen sind auch indirekte Effekte auf die Fischbestände zu erwarten. So kann vor und nach der Passage eines Wasserkraftwerks erhöhte Prädation durch Raubfische und fischfressende Vögel auftreten [5]. Des Weiteren sind für die Wirksamkeit der Fischschutzanlagen deren Auffindbarkeit und die nicht verzögerte Durchwanderbarkeit von großer Bedeutung. Einerseits können künstlich induzierte Verzögerungen dazu führen, dass Fische kostbare Zeit verlieren, die ihnen innerhalb des physiologisch begrenzten Zeitfensters für die Migration zur Verfügung steht. Andererseits können der Energiebedarf erhöht und die Kontaktzeit mit den in dem artifiziell veränderten Wanderkorridor verstärkt auftretenden Räubern an der technischen Anlage verlängert werden [6].
Wandernde Fische werden neben der technischen Anlage zusätzlich auch durch den vor dem Querbauwerk entstandenen Rückstaubereich im Fluss beeinträchtigt. In Abhängigkeit von Faktoren wie Fluss- und Stauraumgröße, Topographie und Art des Staudammes ist die Fließgeschwindigkeit reduziert und die physikalischen Bedingungen gleichen dann eher denen eines Sees. Dieser veränderte Lebensraum enthält typischerweise Fischartengemeinschaften, die sich von denen in Flüssen unterscheiden, mit einer erhöhten Anzahl von Raubfischen und fischfressenden Vögeln. Daher kann der Staubereich durch erhöhte Prädation eine zusätzliche Gefahrenquelle für abwandernde Fische darstellen und substantiell zu den Verlusten im Bereich von Wasserkraftanlagen beitragen [7, 8, 9]. In Analogie zum direkten Umfeld der technischen Anlagen könnte die Wandergeschwindigkeit der den Staubereich durchschwimmenden Fische reduziert sein, wodurch sich wiederum die Kontaktzeiten mit den Räubern verlängern und sich zudem Energieverluste erhöhen.
Wie leicht diese technischen Einrichtungen (z. B. alternative Bypässe) von abwärts wandernden Fischen gefunden und passiert werden können sowie die Bedeutung des Staubereiches auf die Prädation und die Wandergeschwindigkeit hängen von der betrachteten Fischart, aber auch vom jeweiligen Gewässer ab und variieren teils deutlich von Jahr zu Jahr sowie in Abhängigkeit von den saisonalen Umweltbedingungen. Eine allgemein gültige Beurteilung der Wirksamkeit der eingesetzten technischen Maßnahmen zum Fischschutz an Wasserkraftanlagen ist standortübergreifend daher nicht möglich und bedarf in jedem Fall der Einzelprüfung unter Berücksichtigung der ausgewählten Zielarten.
Bei der hier vorgestellten dreijährigen Telemetriestudie an zwei Gewässern in Nordrhein-Westfalen und einem in Baden-Württemberg wurden verschiedene Technologien zum Fischschutz an Wasserkraftanlagen für abwandernde Lachssmolts und Blankaale untersucht.
Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
Quelle: | Wasser und Abfall 09 (September 2020) |
Seiten: | 8 |
Preis: | € 10,90 |
Autor: | Jost Borcherding Maxim Teichert Lisa Heermann |
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