Nitratausträge aus landwirtschaftlichen Böden befinden sich verbreitet auf einem nicht tolerierbaren hohen Niveau. Das Austragsgeschehen wird maßgeblich hydrologisch gesteuert. Aufgrund der langjährigen Nährstoffakkumulation im Boden wird es nach Umstellung der Landbewirtschaftung vermutlich Jahrzehnte brauchen, um die Nitratausträge zu reduzieren.
Die Belastung der Oberflächengewässer mit Stickstoff (N) und Phosphor (P) gilt heute als weit verbreitetes und ernstzunehmendes Problem. Nährstoffüberangebote können Eutrophierungserscheinungen in Seen, Flüssen und Meeren und damit einhergehende nachteilige ökologische und ökonomische Auswirkungen verursachen. In Deutschland haben sich zwar die N-Einträge in die Fließgewässer im Zeitraum 2012 - 2014 gegenüber 1983 - 1987 um ca. 50 % verringert, dennoch verharren die Nitratkonzentrationen vieler Flüsse auf unverändert hohem Niveau [1]. In Mecklenburg-Vorpommern zeigte die Bestandsaufnahme zur EU-Wasserrahmenrichtlinie, dass 35 % der Standgewässer, 88 % der Fließgewässer und 84 % der Küstengewässer insbesondere aufgrund von Nährstoffbelastungen und strukturellen Defiziten keinen 'guten Zustand" aufweisen [2].
Es ist unbestritten, dass die Nährstoffsituation von Gewässern maßgeblich durch die Landbewirtschaftung im Einzugsgebiet geregelt wird. Insbesondere die Landnutzungsintensität und das Düngeregime beeinflussen die Nährstoffvorräte der Böden und damit das Nährstoffverlustpotenzial. Heute sind eine Verringerung des Bilanzüberschusses und eine vielseitige Fruchtfolge mit Zwischenfrüchten als Maßnahmen für die Gestaltung einer nachhaltigen Landwirtschaft weithin anerkannt [3]. Darüber hinaus wird der Nährstoffaustrag aus dem Boden durch das Witterungsgeschehen und die Sickerwasser-und Abflussbildung bestimmt. Derzeit mangelt es an standortspezifischen Daten aus langjährigen Felduntersuchungen in hoher zeitlicher Auflösung, um die Rolle der Bilanzüberschüsse für das Stoffaustragsgeschehen und die Abhängigkeit von der Hydrologie in räumlicher und zeitlicher Hinsicht abzubilden. Es besteht daher dringender Handlungsbedarf, die Rolle der landwirtschaftlichen Nutzung für die Nährstoffbelastung der Oberflächengewässer zu hinterfragen und die überproportional am Nährstoffeintrag beteiligten Eintragspfade zu identifizieren. Das gilt insbesondere auch für die Dränung, die aufgrund der beschleunigten Abfuhr des Bodenwassers und der kurzen Fließwege ein hohes Stoffaustragsrisiko in sich trägt. In Mecklenburg-Vorpommern gelten 53 % des Ackerlandes und 83 % des Grünlandes als künstlich entwässert [4], und die Dränung stellt nach aktuellen Modellrechnungen den wichtigsten N-Eintragspfad in die Oberflächengewässer dar [5].
Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
Quelle: | Wasser und Abfall 06 (Juni 2020) |
Seiten: | 4 |
Preis: | € 10,90 |
Autor: | Dr. agr. Petra Kahle Dr. Andreas Bauwe Prof. Dr. Bernd Lennartz |
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