Forschungsarbeiten zum Bodenwasserhaushalt in der kasachischen Steppe

Dieser Beitrag stellt innerhalb des Forschungsprojekts ReKKS die Umsetzung eines bodenhydrologischen Messnetzes in Kasachstan vor, das die Bodenwassernutzung von trockenen Steppenböden durch angepasste Bewirtschaftungsmethoden optimieren soll. Dabei liegt der Fokus auf dem Bodenwasserhaushalt, ermittelt durch meteorologische und pedo-hydrologische In-situ-Messungen. Speziell adaptierte wägbare Gravitationslysimeter sollen zudem ermöglichen, erstmals einen ganzjährigen Verlauf der aktuellen Evapotranspiration für diesen Klimaraum zu bestimmen.

Kasachstan ist im Besitz von ca. 208 Mio. ha Agrarland, dessen Potenzial dazu beitragen kann, Teil der globalen Kornkammer zu werden. Mit einem Grünlandanteil (Steppe) von 89 % (185 Mio. ha) belegt Kasachstan weltweit den 6. Platz, doch die landwirtschaftliche Produktion ist mit einer Trockenmasse von 0,1-0,4 t/ha niedrig. Die 23 Mio. ha Ackerland werden bisher überwiegend für den Anbau von Sommerweizen genutzt. Diese Vorgehensweise stammt noch aus der Neulandinitiative der ehemaligen Sowjetunion in den 1950er-Jahren. Hierbei wurden ca. 42 Mio. ha der Steppenböden zu Ackerland konvertiert. Mehr als die Hälfte der Fläche gehört heute zu Kasachstan. Seitdem dominiert hier der Sommerweizenanbau (Monokulturen) mit ganzjährigen Brache-Phasen. Jedoch sind die Erträge gering und instabil [1]. Gegenwärtig wird dieser Landschaftsraum zusätzlich mit Problemen, wie dem Klimawandel, der Bodendegradation, Landnutzungsänderungen und der Landflucht, konfrontiert.

Trotz der genannten Hemmnisse besteht in der Region aufgrund der natürlichen Bedingungen das Potenzial, einen wesentlichen Beitrag zur Lösung des Welternährungsproblems leisten zu können. Die Herausforderung besteht nun darin, fortschrittliche Konzepte zu erstellen, die sowohl der Ökosystemregeneration als auch der nachhaltigen Landwirtschaft nutzen. An dieser Schnittstelle setzt das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt 'Innovationen für nachhaltige landwirtschaftliche Ressourcennutzung und Klimaanpassung in Trockensteppen Kasachstans und Südwestsibiriens (ReKKS)" an. Aufbauend auf den Ergebnissen des in der sibirischen Kulunda-Steppe durchgeführten Vorgängerprojekts (KULUNDA) [2], werden im aktuellen Forschungsvorhaben die besonders trockenen und großflächigen Steppen Kasachstans in die Untersuchungen integriert. Im Fokus steht die Entwicklung von innovativen, nachhaltigen und klimaangepassten Landbewirtschaftungskonzepten. Hierbei sollen Bodenbearbeitungsverfahren hinsichtlich des Erosionsschutzes, der Kohlenstoffanreicherung im Boden sowie der Nährstoff- und Wasserversorgung der Kulturpflanzen optimiert werden. Des Weiteren liegt ein Schwerpunkt in der Entwicklung von Methoden zur Steppenrestauration und der nachhaltigen landwirtschaftlichen Inwertsetzung von Brachflächen. Speziell geht es hierbei um die Wiederherstellung der durch Winderosion geschädigten, ehemals landwirtschaftlichen Flächen und deren Nutzung als Weideland bzw. Futteranbaufläche. Letztendlich zielen diese Aufgaben auf eine nachhaltige und gesteigerte landwirtschaftliche Produktion unter der Verwendung von innovativer Technik. Die einzelnen Forschungsschwerpunkte sind zusammenfassend in Tabelle 1 dargestellt.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 04 (April 2020)
Seiten: 7
Preis: € 10,90
Autor: Lisa Haselow
Dr. Holger Rupp
Prof. Kanat Akshalov
Prof. Dr. Ralph Meißner
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.

Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.

In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.