Telemetrie in der Barbenregion - Verhindert elektrische Fischscheuchanlage Sackgasseneffekt?

Bei Ausleitungskraftwerken besteht die Gefahr der Fehlleitung von aufstiegswilligen Fischen, da diese der Hauptströmung folgend in den Unterwasserkanal des Kraftwerks einwandern (Sackgasseneffekt). Mit einer elektrischen Fischscheuchanlage kann das Einwandern von Fischen in solche Bereiche verhindert werden. Die Wirksamkeit einer solchen Scheuchanlage wurde in einem Feldversuch an einer Wasserkraftanlage an der Enz (Baden-Württemberg) mit Hilfe der Telemetrie untersucht.


1 Problemstellung

Um zu ihren Laichplätzen zu gelangen, vollziehen viele Fischarten mehr oder weniger ausgeprägte Wanderungen, die meist gegen die Strömung gewässeraufwärts gerichtet sind. Wasserkraftwerke bzw. deren Ausleitungswehre stellen hierbei Hindernisse dar. Oftmals befinden sich an den Kraftwerksausleitungen oder an den Wehren Fischaufstiegsanlagen (FAA), welche einen gefahrlosen weiteren Aufstieg ermöglichen sollen. Folgt ein Fisch bei seiner Aufwanderung der stärksten Strömung, so führt diese in den allermeisten Fällen in den Turbinenauslauf des Kraftwerks. Der Versuchsstandort der WKA Mühlhausen (Enz) weist aufgrund seiner geographischen Lage die Besonderheit auf, dass aufwärts wandernde Fische zunächst den Turbinenauslauf des Kraftwerks passieren müssen (Bild 1). Schwimmen sie der stärksten Strömung folgend in den Auslauf ein, so kommt es aufgrund der dort fehlenden FAA zu einem sogenannten Sackgasseneffekt. Der Fisch muss diesen Bereich zunächst wieder verlassen und die weitere Aufwanderung im Mutterbett des Gewässers fortsetzen. Bis dahin können oftmals sehr lange Zeiträume vergehen. Dies bestätigen Freilandversuche, bei denen über 80 % der aufwandernden Fische in den Turbinenauslauf einer laufenden Wasserkraftanlage einschwammen [1]. Ebenso konnte dort belegt werden, dass mit steigendem Turbinendurchfluss die Zahl der in den Turbinenauslauf einschwimmenden Fische zunimmt. Um solche Situationen zu vermeiden, kann über den Einsatz einer elektrischen Fischscheuchanlage nachgedacht werden, welche das Einschwimmen in den Turbinenauslauf verhindert und die Fische zum weiteren Aufsteigen im Mutterbett zwingt. Eine elektrische Fischscheuchanlage wirkt im Gegensatz zu mechanischen Rechensystemen als reine Verhaltensbarriere, mit der Fische durch ein elektrisches Feld im Wasser am Einwandern in unerwünschte Bereiche gehindert werden. Ein mechanisches Rechensystem ist wegen der hydraulischen Verengung des Turbinenauslaufs und der notwendigen Rechenreinigungsanlage als Lösung nicht denkbar.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 02/03 (März 2020)
Seiten: 6
Preis: € 10,90
Autor: Dipl.-Geoök. Steffen Wüst
Dipl. Biol. Uwe Weibel
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (8/2024)
Überblick über und Diskussion der Maßnahmen zum beschleunigten Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland

Die innerstaatliche Umsetzung des Pariser Klimaschutzübereinkommens - ein Rechtsvergleich
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (8/2024)
Like all public international law treaties, the Paris Climate Accords rely on national law for their implementation. The success of the agreement therefore depends, to a large extent, on the stepstaken or not taken by national governments and legislators as well as on the instruments and mechanisms chosen for this task. Against this background, the present article compares different approaches to the implementation of the Paris Agreement, using court decisions as a means to assess their (legal) effectiveness.

Klimaschutzrecht und Erzeugung erneuerbarer Energien in der Schweiz
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (8/2024)
Verschachtelte Gesetzgebung unter politischer Ungewissheit