Zählbecken werden häufig zur Funktionskontrolle von Fischaufstiegsanlagen verwendet. Die Kehle am Einstieg hat eine zentrale Bedeutung für ihre Fangeffizienz. Das bisher unterschätzte Problem entkommender Fische wurde mit Experimenten und Videoanalysen erstmals gezielt untersucht: Ohne Kehle schwammen 95 % der Fische aus den Becken aus. Eine kombinierte Kehle verringerte das Ausschwimmen auf 7 % und die Fangzahlen stiegen markant. Bei zukünftigen Funktionskontrollen muss die Gestaltung und Effizienz von Zähleinrichtungen berücksichtigt werden.
1 Fischaufstiegsmonitoring mit Zählbecken
Fische wandern in großer Anzahl und über weite Distanzen. Mit dem Bau von Staustufen und Kraftwerken wurden diese Wanderungen in unseren Flüssen aber abrupt unterbrochen. Bereits beim Bau der ersten großen Kraftwerke am Hochrhein Anfang des 20. Jahrhunderts, verlangten Fischereikreise den Bau von Aufstiegsanlagen, um den Zug der Wanderfische weiterhin zu ermöglichen. Fischpässe verschiedener Konstruktionen gaben immer wieder Anlass zu Diskussionen und ihre Wirksamkeit wurde hinterfragt. Daher wurden bereits in den 1930er-Jahren Aufstiegskontrollen mit speziell konstruierten Reusen durchgeführt. Diese Zählungen ergaben, dass in den Aufstiegsanlagen kaum mehr Lachse vorkamen. Die Anlagen wurden jedoch insbesondere von Aalen, Barben, Alet und Forellen rege benutzt und in Zeitintervallen von 24 Stunden stiegen 'nicht nur Hunderte, sondern Tausende von Fischen" auf [1].Das neue schweizerische Gewässerschutzgesetz von 2011 fordert die freie Durchgängigkeit für Fische und verpflichtet die Kraftwerksbetreiber, schlecht funktionierende Anlagen zu sanieren. Mit dem Bau von effizienten Fischaufstiegsanlagen (FAA) in den vergangenen Jahren hat sich die Situation für wandernde Fische verbessert. Allerdings vermag auch die beste FAA einen freien Wanderkorridor nicht zu ersetzen. Die Frage nach der Effizienz der Anlagen ist geblieben und beschäftigt interessierte Fachkreise und Fischer immer wieder von neuem. Aus diesem Grunde und im Sinne eines Monitorings finden in regelmäßigen Abständen koordinierte Zählungen der aufsteigenden Fische statt (Hochrhein [2], Aare [3] etc.).
In der Schweiz wird insbesondere an größeren Gewässern häufig mit Zählbecken gearbeitet. Bisher wurden mindestens 22 Zählbecken gebaut (Angaben BAFU), vorwiegend an größeren Fließgewässern. Zählbecken haben gegenüber einer Zählreuse den Vorteil, dass sie den gefangenen Fischen deutlich mehr Raum bieten und sich damit deren Verletzungsgefahr verringert. Im Zählbetrieb wird die FAA zur Regulierung des Durchflusses durch ein Schütz verschlossen und das Wasser über eine für Fische unpassierbare Überfallschwelle in das Zählbecken umgeleitet. Am Einstieg des Zählbeckens fließt das Wasser wieder zurück in die FAA ([4], Bild 1). Durch das natürliche Verhalten der wandernden Fische (positive Rheotaxis: Ausrichtung des Fisches in Fließrichtung) und einer Reusenkehle im Einstiegsbereich sollen die Fische bis zur Zählung (üblicherweise einmal täglich) im Zählbecken gehalten werden [4]. Viele Zählbecken werden jedoch ohne Reusenkehle betrieben oder mit solchen, die nie auf ihre Fängigkeit hin überprüft wurden.
Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
Quelle: | Wasserwirtschaft - Heft 02/03 (März 2020) |
Seiten: | 8 |
Preis: | € 10,90 |
Autor: | Lisa Wilmsmeier Nils Schölzel Alvaro Baumann y Carmona Dr. Armin Peter |
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