Das asymmetrische Raugerinne, ein neuer Fischaufstiegsanlagen-Typ

Das asymmetrische Raugerinne, als Rampe im Hauptfluss oder als Gerinne zur Umgehung, wurde aus der Motivation heraus entwickelt, einen naturnahen, abflussdynamischen und wartungsarmen Bautyp für Fischaufstiegsanlagen auch dann anwenden zu können, wenn die Platzverhältnisse eingeschränkt sind.


1 Einleitung und Gestaltungsprinzipien

Das Grundprinzip der asymmetrischen Rampe im Hauptfluss bzw. einer Umgehung als asymmetrisches Raugerinne im Nebenschluss ist es, eine naturnahe Steilstrecke des Flusses bzw. eines Nebenarms nachzubilden und dadurch möglichst umfassend die Durchgängigkeit für aquatische Organismen zu gewährleisten.

Das entscheidende Gestaltungselement des neuen Bautyps für Fischaufstiegsanlagen (FAA) ist das asymmetrische Profil. Entlang des Steilufers wird die Tiefenrinne angeordnet, in welcher sich die Hauptströmung konzentriert. Um entlang der Tiefenrinne strömungsberuhigte Bereiche zu schaffen, werden Kurzbuhnen am Steilufer angeordnet. Ausgehend von der Tiefenrinne wird die gegenüberliegende Gerinneböschung mit einer kontinuierlich flachen Neigung ausgeführt. Durch die naturnahe Strömungs- und Wassertiefendifferenzierung entstehen Migrationskorridore für die unterschiedlichen Präferenzen und Ansprüche.

Das asymmetrische Raugerinne stellt in Bezug auf das Gefälle ein fehlendes Glied zwischen gefällereichen Bautypen (aufgelöste Rampe, Schlitzpass und Beckenpass) und gefällearmen Bautypen (Gewässertypisches Umgehungsgerinne und naturnahes Auflösen des Gefälles von Querbauwerken) dar.

Ein wesentlicher Vorteil dieses Bautyps gegenüber gefällereichen Bauformen (aufgelöste Rampe, Schlitzpass, Beckenpass) ist das moderatere, gewässertypischere Gefälle und die geringe Anfälligkeit gegenüber Verklausungen durch Treibgut. Hinzu kommt bei FAA mit Teilabflüssen die Möglichkeit, durch dynamische Dotierung die Auffindbarkeit und die Leitwirkung, besonders bei erhöhter Wasserführung, im Vergleich zu konstant dotierten Bautypen wesentlich zu verbessern.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 02/03 (März 2020)
Seiten: 6
Preis: € 10,90
Autor: Martin Mühlbauer
Mag. Clemens Ratschan
Wolfgang Lauber
Dr. Gerald Zauner
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Wasserwiederverwendung für landwirtschaftliche und urbane Zwecke in Deutschland
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (11/2025)
Wasserwiederverwendung trägt zur Entlastung natürlicher Wasserressourcen bei. Die seit 2023 gültigen EU-Mindestanforderungen an Wasserwiederverwendung werden derzeit in deutsches Wasserrecht integriert. Das im Juli 2025 erschienene Merkblatt DWA-M 1200 erleichtert die praktische Umsetzung von Wasserwiederverwendung in Deutschland.

Wasserbau 2.0 - Biodiversität im Fokus
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (11/2025)
Innovative Betonsteine als Ersatz für natürliche Wasserbausteine können Vorteile beim ökologischen Fußabdruck, beim Bau, bei der Besiedlungsfähigkeit und sogar bei der Wiederverwendung bieten. Dargestellt werden die Entwicklung und mögliche Einsatzgebiete.

Talsperren - Essenziell fuer die Minderung der Klimawandelfolgen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Die Bedeutung von Talsperren und Wasserspeichern wird in diesem Beitrag im Kontext des Klimawandels und der steigenden globalen Wassernachfrage betrachtet. Die Diskrepanz zwischen Wassernachfrage und verfügbarer Speicherkapazität wächst aufgrund von Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Rückgang der Süßwasservorräte. Viele große Talsperren weltweit sind über 50 Jahre alt, was zum Teil Bedenken hinsichtlich ihrer Standsicherheit und Verlandung des Stauseevolumens aufwirft. Die Verlandung ist ein weltweit zunehmendes Problem. Ohne nachhaltige Maßnahmen werden bis 2050 viele Stauseen im Mittel bis zu 50 % verlandet sein. Eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung und Maßnahmen zur Minderung der Stauraumverlandung angesichts eines wachsenden globalen Wasserspeicherbedarfs sind unabdingbar.