Die Erfassung der chemischen Belastung von Oberflächengewässern steht derzeit im Fokus von Behörden und Wasserverbänden. Vorgestellt werden die Ergebnisse des landesweiten Monitorings auf die bislang wenig berücksichtigten Spurenstoffe Trifluoracetat, Amidosulfonat, Dicyandiamid und 1H-1,2,4-Triazol. Belastungsschwerpunkte werden sichtbar.
Dank der großen wissenschaftlich-technischen Fortschritte in den letzten Jahrzehnten stehen heute hochempfindliche Analysemethoden für die Gewässerüberwachung zur Verfügung. Dabei konnte nicht nur die Nachweisempfindlichkeit verbessert werden - insbesondere die Entwicklung neuer Trennphasen in der Chromatographie in Kombination mit innovativen instrumentellen Kopplungstechniken ermöglicht erstmals die Erfassung von kleinen hochpolaren Kontaminanten, die aufgrund ihrer intrinsischen Stoffeigenschaften (d. h., Mobilität und Persistenz) nicht selten auch Roh- und Trinkwasserrelevanz besitzen und somit zusätzlich zu den rein ökotoxikologischen Aspekten im besonderen Fokus von Behörden und Trinkwasserverbänden stehen. In den folgenden Ausführungen wird das Vorkommen von vier ausgewählten Stoffen in niedersächsischen Gewässern genauer beleuchtet.
Die perfluorierte Verbindung Trifluoracetat (TFA) ist ubiquitär im Wasserkreislauf anzutreffen. Für den Stoff kommen sowohl primäre (d. h., TFA wird bereits als solches eingetragen) als auch sekundäre (d. h., der Stoff wird aus Vorläuferverbindungen in der Umwelt gebildet) Quellen wie beispielsweise der photochemische Abbau bestimmter Treib- und Kältemittel sowie der biologische Abbau verschiedenster Stoffe aus den Bereichen der Arznei- und Pflanzenschutzmittel in Betracht. Im Jahr 2016 wurden in Trinkwasserproben einer baden-württembergischen Großstadt erhöhte Konzentrationen (≈ 20 μg/L) des hochpersistenten Stoffes TFA nachgewiesen, die im weiteren Verlauf einer Industrieeinleitung in den Neckar zugeordnet werden konnten [1]. Bundesweit wurden daraufhin weitere Belastungsschwerpunkte identifiziert, die allerdings höchstwahrscheinlich nicht industriell beeinflusst sind. Das potenzielle und gleichzeitige Vorhandensein verschiedener Eintragsquellen erschwert die Befundaufklärung ganz grundsätzlich und verzögert maßgeblich die Ableitung effektiver Emissionsminderungsstrategien. Die Problematik mehrerer primärer und sekundärer Quellen eines Stoffes ist jedoch nicht auf den Fall TFA beschränkt. Um dieser Thematik den nötigen Nachdruck zu verleihen, wurde kürzlich der Begriff der SMS-Stoffe (Substances from Multiple Sources) als eigene Substanzkategorie vorgeschlagen [2]. Speziell diese Stoffe sollten daher im Fokus zukünftiger Monitoringvorhaben stehen, um die räumliche und zeitliche Entwicklung der Gewässerbelastung mit diesen Stoffen aufzuzeigen und damit die Quellzuordnung und Maßnahmenableitung zu unterstützen. In die Kategorie der SMS-Stoffe fallen nach bisherigem Kenntnisstand auch die Nitrifikationshemmer 1H-1,2,4-Triazol (TRI) und Dicyandiamid (DCD) sowie die in großen Mengen verwendete Amidosulfonsäure (ASA) bzw. deren Anion Amidosulfonat (AS).
Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
Quelle: | Wasser und Abfall 01/02 (Februar 2020) |
Seiten: | 6 |
Preis: | € 10,90 |
Autor: | Dr. Karsten Nödler Finnian Freeling Dr. Marco Scheurer Rebekka Schmid Dr. Mario Schaffer |
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