Handlungsoptionen landwirtschaftlicher Betriebe im Hochwasserrisiko-management in Küstengebieten

Die flachen Landschaften der Küstengebiete sind bei Hochwasser und Sturmfluten anfällig für weiträumige Überschwemmungen. Davon wären auch landwirtschaftliche Betriebe mit vielen Tieren pro Betrieb betroffen. Das Problembewusstsein ist wenig ausgeprägt. Eine gezielte Kommunikation der Problematik und Beratung zu möglichen Maßnahmen ist notwendig.

Die Küstengebiete an der Nordsee sind geprägt durch ihre flache Landschaft. Große Teile wurden dem Meer abgerungen und sind von Deichen geschützt. Die so entstandenen Marschgebiete liegen heute fast vollständig unter dem mittleren Tidehochwasser. Ohne den Schutz der Deiche und eine effektive Entwässerungsinfrastruktur im Binnenland wären sie regelmäßig überschwemmt.

Den Marschböden kommt eine hohe landwirtschaftliche Bedeutung zu, da sie sehr nährstoffreich und damit sehr produktiv sind. Erst durch die stetige Entwicklung und Verbesserung des Küsten-schutzes und der Entwässerungsinfrastruktur kann das Marschland ganzjährig genutzt werden. Dies führte jedoch zu einer Abhängigkeit von den Küstenschutz-und Entwässerungsanlagen. Vergangene Hochwasserereignisse zeigen, dass Sturmfluten und Binnenhochwasser zu Gefahren für Mensch und Tier werden können. Daher finden sich viele Hofstätten entlang der Nordseeküste auf künstlich aufgeschütteten Hügeln (Warften, Wurten) oder sind seltener von Ringdeichen geschützt. Hier konnten Mensch und Tier Schutz finden, wenn Sturmfluten das Land bedrohten. Umso effektiver die Schutzanlagen wurden, desto mehr wuchs das Vertrauen in den Küstenschutz, was nach und nach zur weiteren dauerhaften Besiedlung und Nutzung in den niedrigsten Flächen führte. Sturmfluten, die nach 1962 eintraten, verursachten bisher keine schwerwiegenden Schäden. Die Küstenschutzanlagen und insbesondere die Deiche vermitteln heute ein Gefühl der Sicherheit.

Trotz effektiver Küstenschutzmaßnahmen, sind jedoch Schäden in Zukunft nicht auszuschließen - ein Restrisiko bleibt bestehen. Gerade vor dem Hintergrund zukünftiger klimatischer Veränderungen [1] sind Sturmfluten, welche die Bemessungshöhe der Deiche übersteigen können, nicht ausgeschlossen. Auch steigende Winterniederschläge, Starkniederschläge oder der Ausfall der Entwässerungsinfrastruktur, z. B. durch einen langanhaltenden Stromausfall, können für Überschwemmungen im Küstenraum sorgen und zu schwerwiegenden Schäden führen. Trotz leistungsfähiger technischer Anlagen und stetiger Weiterentwicklung kann keine 100 %ige Sicherheit gewährleistet werden.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasser und Abfall 12 - 2019 (Dezember 2019)
Seiten: 7
Preis: € 10,90
Autor: M.Sc. Jenny Kebschull
Dr. Frank Ahlhorn
Prof. Dr. Helge Bormann
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Talsperren - Essenziell fuer die Minderung der Klimawandelfolgen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Die Bedeutung von Talsperren und Wasserspeichern wird in diesem Beitrag im Kontext des Klimawandels und der steigenden globalen Wassernachfrage betrachtet. Die Diskrepanz zwischen Wassernachfrage und verfügbarer Speicherkapazität wächst aufgrund von Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Rückgang der Süßwasservorräte. Viele große Talsperren weltweit sind über 50 Jahre alt, was zum Teil Bedenken hinsichtlich ihrer Standsicherheit und Verlandung des Stauseevolumens aufwirft. Die Verlandung ist ein weltweit zunehmendes Problem. Ohne nachhaltige Maßnahmen werden bis 2050 viele Stauseen im Mittel bis zu 50 % verlandet sein. Eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung und Maßnahmen zur Minderung der Stauraumverlandung angesichts eines wachsenden globalen Wasserspeicherbedarfs sind unabdingbar.

Ressourcenorientierte Sanitärsysteme für nachhaltiges Wassermanagement
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Abwassersysteme stehen infolge des Klimawandels und der Ressourcenknappheit vor Herausforderungen. Ressourcenorientierte Sanitärsysteme (NASS) ermöglichen durch eine getrennte Erfassung einzelner Abwasserteilströme (z. B. Grauwasser, Urin) eine gezielte Behandlung und Ressourcenrückgewinnung vor Ort. Zudem können sie bestehende Infrastrukturen entlasten. Praxisbeispiele verdeutlichen aktuelle Anwendungen von NASS. Das Projekt BeReit zeigt, dass eine Urinseparation den Belüftungsbedarf und Spurenstoffemissionen von Kläranlagen reduzieren kann.

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.