Wie wird Altwasserrevitalisierung für Fische erfolgreich?

Auengewässer haben eine besondere Bedeutung als Fischhabitate. Um die Funktionsfähigkeit dieser Biotope wiederherzustellen, zielen Revitalisierungsmaßnahmen häufig auf eine Optimierung der Anbindungssituation ab. Anhand von Untersuchungen der Morphologie und Fischzönosen von zehn Auengewässern der Mittelelbe konnten wir die Bedeutung der Anbindung für verschiedene ökologische Gilden aufzeigen. Wesentliche Voraussetzung für eine artenreiche Fischfauna ist nicht eine häufige Anbindung, sondern eine hohe Standortheterogenität durch Fragmentierung.

Entstehung, Sukzession und Typologie von Auengewässern
Laut DWA-Merkblatt M 607 [1] entstehen Altgewässer vorwiegend im mäandrierenden Unterlauf von Flüssen durch Abschnürung von Flussschlingen. Die ehemaligen Flussstrecken weisen zunächst noch die typische Mäandermorphologie mit starker Krümmung und Ausprägung des Prall- und Gleithangs auf. Durch Auf- und Verlandung altert das Gewässer, der vormals permanent angebundene Altarm wird zum Altwasser, das nur noch bei Überschwemmungen mit dem Fluss in Verbindung steht.Typisierungen von Auengewässern stützen sich auf die Charakteristika der verschiedenen Sukzessionsstadien. Neben der Anbindungssituation werden je nach Autoren die maximale Gewässertiefe, Substrate, Wasser- und Ufervegetation sowie Nährstoffverhältnisse einbezogen [2], [3], [4], wobei eine kongruente, das gesamte Gewässer betreffende Entwicklung der Parameter angenommen wird, die in der Realität allerdings meist nicht gegeben ist [3].

Fragmentierung von Auengewässern der Mittelelbe
Im Bereich des Tangermünder Elbetals zwischen Ohre- und Havelmündung weist die Mittelelbe aufgrund eines erhöhten Gefälles von 0,9 ‰ einen eher gestreckten Lauf mit Furkationen auf [5]. Dies entspricht mehr dem Charakter eines Mittellaufs, in dem Auengewässer weniger durch Abschnürung von Mäandern als durch inselartige Auflandungen bzw. Sedimentablagerungen an den Verzweigungen der zahlreichen Nebengerinne entstehen [1]. Um die Auswirkungen dieser besonderen Entstehung auf die Gewässermorphologie zu untersuchen, wurden zehn Auengewässer der Mittelelbe im Abschnitt von Dessau-Rosslau bis Wittenberge betrachtet (Bild 1).

Methoden
Zunächst wurden für alle Auengewässer die topografische Lage und Sohlenhöhe der unteren und oberen Anschlusspunkte an die Elbe bestimmt. Der untere Anschlusspunkt liegt auf dem Scheitel der Gewässersohle, die bei steigenden Elbewasserständen limitierend für die unterstromige Anbindung des Auengewässers bzw. des untersten Teilbereichs wirkt. Der obere Anschlusspunkt wurde entsprechend als Scheitelpunkt definiert, dessen Sohlenhöhe die oberstromige Anbindung bzw. Durchströmung des Auengewässers limitiert.



Copyright: © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Quelle: Wasserwirtschaft - Heft 11 (November 2019)
Seiten: 6
Preis: € 10,90
Autor: Sabine Radke
Prof. Dr. Volker Lüderlitz
 
 Diesen Fachartikel kaufen...
(nach Kauf erscheint Ihr Warenkorb oben links)
 Artikel weiterempfehlen
 Artikel nach Login kommentieren


Login

ASK - Unser Kooperationspartner
 
 


Unsere content-Partner
zum aktuellen Verzeichnis



Unsere 3 aktuellsten Fachartikel

Folgen und Perspektiven für eine klimaschonende Nutzung kohlenstoffreicher Böden in der Küstenregion Niedersachsens
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (10/2025)
Der Schutz von Mooren und somit kohlenstoffreicher Böden ist ein zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien. Am Beispiel der Küstenregion Niedersachsens wird deutlich, welche sozioökonomischen Folgen eine Wiedervernässung ohne wirtschaftliche Nutzungsperspektiven nach sich ziehen kann. Eine transformative Moornutzung kann nur gelingen, wenn wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen, soziale Akzeptanz und ökonomische Realitäten ineinandergreifen.

Zur Berücksichtigung globaler Klimafolgen bei der Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen
© Lexxion Verlagsgesellschaft mbH (9/2025)
Der Text untersucht, wie Klimafolgenprüfungen bei Deponien und Abfallanlagen rechtlich einzuordnen sind. Während das UVPG großräumige Klimaauswirkungen fordert, lehnt das BVerwG deren Prüfung im Immissionsschutzrecht ab. Daraus ergeben sich offene Fragen zur Zulassung und planerischen Abwägung von Deponien.

In-situ-Erhebung der Schädigung von Fischen beim Durchgang großer Kaplan-Turbinen
© Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH (9/2025)
Schädigungen der heimischen Fischarten Aitel, Nase und Äsche bei der Turbinenpassage wurde mittels HI-Z-Tags an zwei mittelgroßen Laufkraftwerken untersucht. Bei juvenilen Fischen wurden Überlebensraten (48 h) zwischen 87 % und 94 % gefunden, bei den adulten Fischen zwischen 75 % und 90 %. Die geringeren Schädigungen am Murkraftwerk im Vergleich zum Draukraftwerk können plausibel durch eine geringere Zahl an Turbinenflügeln (vier statt fünf), eine geringere Fallhöhe und eine etwas langsamer laufende Turbine erklärt werden.