Die Renaturierung von Flussauen ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe zur Erhaltung der Biodiversität. Ein flussmorphologischer Gleichgewichtszustand, die Entwicklung von Pionierflächen, Weich- und Hartholzauen, die Wiederherstellung eines Mikroreliefs auf den Auenflächen sowie die Wiederaktivierung von Auengewässern gehören zu den wichtigsten Zielen eines Auenprogramms. Renaturierungen von Flussauen sind effektiv, wenn hydro- und morphodynamische Prozesse gefördert sowie größere Flächen einbezogen werden.
Flussauen zählen zu den Lebensräumen mit der höchsten Biodiversität. Sie werden von dem Überflutungsregime des Flusses, durch häufige Erosions- und Sedimentationsprozesse sowie Austauschprozesse mit dem Grundwasser abiotisch geprägt. Mit der Dynamik der saisonal und auch stochastisch steigenden und fallenden Wasserstände in der Flussaue gehen eine Vielzahl ökosystemarer Veränderungen einher, so dass Auen als 'pulsierende" Ökosysteme beschrieben werden [1]. Aufgrund der morphodynamischen Prozesse entstehen in Auen viele Eintiefungen, die dauerhaft oder temporär Wasser führen und so verschiedene Auengewässer ausbilden. Daher sind Renaturierungen von Flussauen umso effektiver, je stärker hydro- und morphodynamische Prozesse gefördert und größere Flächen einbezogen werden [2].
Flussauen sind aufgrund von Nutzungen weltweit gefährdet oder erheblich verändert. In Deutschland können etwa noch 10 bis 30 % der ursprünglichen Auenflächen überflutet werden. Deswegen stellt die Renaturierung von Flussauen eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe auch zur Erhaltung der Biodiversität dar. In Schleswig-Holstein hat die Wasserwirtschafts- und Naturschutzverwaltung gemeinschaftlich ein Auenprogramm ins Leben gerufen, um dieser Aufgabe gerecht zu werden und den Zustand der Auen zu verbessern [3].
Vor allem im 20. Jahrhundert wurden Fließgewässer und ihre Auen in Schleswig-Holstein durch Begradigung und Entwässerung, insbesondere für die landwirtschaftliche Nutzung, Deichbau und Siedlungsentwicklung erheblich verändert [3]. Die hydrologische Verbundenheit zwischen Aue und Fließgewässer wurde vielfach zerstört. Aktuell werden Auen zumeist nicht oder nur noch bei außergewöhnlichen Hochwässern überflutet. Deshalb können Auen und ihre Böden heute ihre natürlichen Funktionen als artenreicher Lebensraum, Biotopverbundachse, zur natürlichen Wasserreinigung, zum Klimaschutz, Hochwasser- und Nährstoffrückhalt oder als attraktive Erholungslandschaft nur noch eingeschränkt wahrnehmen. Der ehemals in den Auen vorherrschende, an die stark wechselnden Lebensbedingungen angepasste Auwald ist heute kaum noch zu finden ebenso wie hochdynamische Pionierstandorte. Auch naturnahe Kulturbiotope, wie Feuchtgrünland, die aus Auwäldern hervorgegangen sind oder an diese angrenzen, sind selten oder unterliegen intensiven Nutzungen. Waren Auen ursprünglich Nährstoff- und Kohlenstoffsenken, sind sie heute aufgrund der Entwässerung verstärkt zu Nährstoff- und Kohlenstoff-Quellen geworden.
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| Quelle: | Wasserwirtschaft - Heft 11 (November 2019) |
| Seiten: | 6 |
| Preis: | € 10,90 |
| Autor: | Dr. Matthias Brunke |
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