Mit dem Einsatz von Sandsackersatzsystemen in der operativen Hochwasserabwehr können über
große Distanzen die Sicherung von Lebensräumen und der Schutz von Objekten ermöglicht werden. Bisher finden sie jedoch kaum Einsatz in der Praxis, nicht zuletzt aufgrund fehlender Nachweise der grundlegenden Eignung, der Funktionalität und Leistungsfähigkeit im Katastrophenfall. Die vorgestellten Versuchsreihen und darauf basierenden Einschätzungen ermöglichen hier ein besseres Verständnis.
Extreme Hochwasserereignisse wie das Hochwasser im Mai/Juni 2013 in Mitteleuropa zeigen, dass ein enormer materieller und personeller Aufwand für den Einsatz von Sandsacksystemen zur Verteidigung von bruchgefährdeten Deichlinien sowie zum Schutz von Lebensräumen und Objekten in tiefliegenden Gebieten gegen Überflutungen erforderlich sind. Nicht allein die Bereitstellung und der Aufbau von Sandsacksystemen erfordert erhebliche Zeitkontingente und großen Personaleinsatz, die während eines Hochwassers nur sehr begrenzt zur Verfügung stehen, auch das Füllen und Verschließen der Sandsäcke sowie der Transport zum Einsatzgebiet ist eine große logistische und personelle Herausforderung. Allein in Deutschland waren für den Katastrophenschutz beim Sommerhochwasser 2013 über 110.000 ehren- und hauptamtliche Einsatzkräfte im Einsatz [1, 2, 3], die laut dem Bundesministerium des Innern etwa 1,1 Mio. Personentage leisteten [4]. Zudem waren während des Jahrhunderthochwassers, neben den betroffenen Anwohnern, eine Vielzahl an freiwilligen ad-hoc-Helfern ohne Zugehörigkeit zu oder vorheriges Training durch Hilfsorganisationen vor Ort (ungebundene Helfer bzw. Spontanhelfer), die sich über diverse Social Media Applikationen zur unterstützenden Katastrophenabwehr organisiert haben und dementsprechend nicht registriert wurden bzw. werden konnten. Die Zahl der ungebundenen Helfer konnte bislang weder definiert noch genauer wissenschaftlich untersucht werden, obgleich das Potenzial dieser unterstützenden Kräfte in der Beherrschung bzw. Bewältigung von Katastrophen gegeben scheint und Einsatz- und Steuerungsmechanismen erfordert [5].
Dennoch verbleiben Herausforderungen in der erfolgreichen Katastrophenabwehr, denn trotz aller Anstrengungen der Hilfsorganisationen in der technischen Ausstattung und infolge fortwährender Trainingsmaßnahmen sowie mit Unterstützung von Spontanhelfern kommt es immer wieder zu Überflutungen von tiefliegenden Gebieten infolge Hochwasser mit weitreichenden Verlusten und Schäden, weil erforderliche, permanente Schutzmaßnahmen nicht hinreichend geplant und implementiert sowie mobile Schutzsysteme nicht in ausreichender Zahl mit erforderlichem Schutzniveau zeit- und bedarfsgerecht vor Ort eingesetzt werden können. Hinzu kommt, dass schlichtweg das Wissen um alternative Schutzsysteme zu unausgeprägt ist bzw. keine Systeme vorhanden und auch keine Erfahrung mit den Systemen vorliegen.
Copyright: | © Springer Vieweg | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH |
Quelle: | Wasser und Abfall 09 - 2019 (September 2019) |
Seiten: | 8 |
Preis: | € 10,90 |
Autor: | Christopher Massolle Lena Lankenau Prof. Dr.-Ing. Bärbel Koppe Prof. Dr.-Ing. Torsten Schlurmann |
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